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Vorrede. Beschreibung des Landes. 9


mit Schmutz ausgefüllt, teils durch die Tritte der Reisenden abgelaufen war, und somit infolge der Abnutzung des [6] 6Fusssteiges das Bild der lang hingezogenen Zeichnung undeutlich geworden war. Daraus ist zu ersehen, dass auch Rinnen im harten Steine, wenn sie von langdauernder Nässe getränkt werden, entweder durch Ansammlung von Schmutz oder durch Auffallen der Regentropfen sich ausgleichen und verschwinden[1].

Da dieses Land Schweden und Norwegen benachbart und sprachlich verwandt ist, so will ich auch dieser Reiche Teile und Klima, wie die von Dänemark, erwähnen. Diese Länder, unter dem Nordpole liegend und nach dem Bootes und grossen Bären blickend, erreichen mit ihrem letzten Verlaufe den Parallel der kalten Zone; nördlich von ihnen lässt die überaus strenge Kälte menschliche Ansiedelungen nicht zu. Norwegen ist durch die Bestimmung der Natur ein unschönes Gebirgsland, unfruchtbar durch seine Felsen und überall von Klippen besetzt; es veranschaulicht auch durch die Öde seiner Felder die widerwärtige Rauheit des Bodens. In seinem nördlichsten Teile verbirgt sich das Tagesgestirn auch in der Nacht nicht, sodass die ununterbrochene Anwesenheit der Sonne, die keine Abwechselung von Tag und Nacht zulässt, beide Zeiten mit gleichmässiger Spendung des Lichtes bedient.

Auf der Westseite von Norwegen findet sich, vom Weltmeere umspült, eine Insel, welche Eisland (Island) genannt wird, ein nur schwach bewohnbares Land, von dem aber Wunderdinge zu berichten sind. Dort ist eine Quelle, welche durch die böse Eigenschaft ihres dampfenden Wassers jedes Dinges natürliche Beschaffenheit vernichtet: was von der Ausströmung dieses Wassers besprengt wird, das wird in harten Stein verwandelt. Es ist zweifelhaft, ob diese Erscheinung mehr wunderbar, oder mehr gefährlich ist, da eine solche


  1. Saxo sagt im 7. Buche (S. 24717), dass Harald Hyldetan in den Felsen, dessen er erwähnt habe, die Thaten seines Vaters habe eingraben lassen. Die vermeintlichen Runen, von denen Saxo nur eine sehr unklare Kunde erhalten haben kann, sind natürliche Risse.
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)