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er dachte gar nicht mehr daran, und wenn er daran dachte, dann nur mit einem Achselzucken und mit seinem neuesten Scherz: „Lotteken“, sagte er immer, wenn die Nichte ihm mal oben im Arbeitszimmer Gesellschaft leistete, „Lotteken, dies hier ist meine Sparbüchse wider Willen!“ Und dann klopfte er mit dem Finger auf die alte Kommode und erläuterte beim ersten Male diesen Scherz etwas näher: „Sparbüchse wider Willen, – zuerst hatte ich dort meine Goldstücke versteckt, ich weine ihnen nicht nach. Nun liegen in der obersten Schieblade die fertigen Zeichnungen und Berechnungen, und die sind mehr wert, die sind Bargeld und eine ganze Menge sogar! Somit ist die Schieblade und die alte Kommode wirklich zur Sparbüchse wider meinen Willen und jetzt zu meiner größten Freude geworden!“

Als er dies so zum ersten Male auseinandergesetzt hatte, da hatte er Lotte sehr mißtrauisch betrachtet, denn das Mädel bog sich plötzlich vor Lachen und bekam davon Tränen in die Augen und kicherte noch minutenlang hinterher:

„Sparbüchse wider Willen! Sparbüchse wider Willen! Köstlich, großartig, einzig dastehend!!“ – Eine Erklärung für ihre Heiterkeit gab sie nicht, – erst nach Wochen …

Nämlich an dem sonnigen Herbsttage, als sie sich mit Felix Gart im Stadtpark verlobt hatte.

Empfohlene Zitierweise:
K. Walther: Eine alte Kommode. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1935, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_alte_Kommode.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)