Seite:Eine Nordpolfahrt.pdf/5

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Als Proviant an Bord genommen wurde, staunten die Matrosen, dabei mit der Zunge schnalzend, besonders die ungeheuren Mengen des Champagners und der Schnäpse an, die vorhanden waren. Nachdem nun die aus achtundzwanzig Köpfen bestehende Gesellschaft über die Laufbrücke geschritten war, begrüßte sie Kapitän Richard nochmals, dann donnerte er durch das Sprachrohr seine Kommandos – und der Dampfer stach in See.

Ja, es waren wirklich ganz besondere Passagiere! Es versprach eine lustige Fahrt zu werden. Selbst die Seekrankheit verlief bei den Leutchen ganz anders als sonst bei gewöhnlichen Sterblichen; sogar in der Todesqual mußte noch deklamiert werden, und wenn der ewig durstige Baß das zwanzigste Glas Punsch bestellte, so war er anscheinend kein Mensch mehr, sondern der zürnende Jupiter selbst und donnerte, daß die Schiffsplanken erzitterten.

Die Seekrankheit war überstanden; man amüsierte sich zusammen und allein ausgezeichnet. Der Dichter tanzte, wenn er satt war, und die erste Tänzerin dichtete in gräßlichen Versen die Fjords an; der Maler spielte Klavier, und der Virtuose malte; die Naive suchte der Primadonna den Millionär abspenstig zu machen, und die Heldenmutter schäkerte mit einem Schiffsjungen; der Komiker und der Heldentenor spielten Tag und Nacht in einer engen Kabine Sechsundsechzig um ihre Gage, soweit diese noch nicht versetzt war.

Kapitän Richard gestand sich, noch nie eine solche famose Seereise gemacht und noch nie ein solch vergnügtes Völkchen um sich gehabt zu haben.

Eine traurige Rolle spielte nur der Millionär. Er hatte bei der Seekrankheit seine geraden Beine verloren und konnte das Ersatzpaar nicht finden. Aus Verzweiflung angelte er den ganzen Tag, fing aber niemals etwas, bis einmal doch, als er fortgewesen war und wieder zurückkam, etwas Großes angebissen halte. Als er nämlich den Fisch mit der Rute

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)