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anderen, und als die Freiwächter endlich die Koje aufsuchten, thaten ihnen die Köpfe vor Lachen weh, und auch Richards Kopf war davon nicht ausgenommen.




In Gefahr.

Als der neue Tag anbrach, wenigstens der Uhrzeit nach gerechnet, war die Lage eine noch kritischere geworden.

Hinter dem Dampfer, nach Süden, wohin er mußte, war das Wasser nämlich total durch eine Eisbarriere gesperrt, und wenn auch vor ihnen das Treibeis gebrochen war und der Dampfer sich wohl durchwinden konnte, so ging es dort doch nach Norden, und außerdem drohten daselbst auch Eisberge mit ihrer Umarmung. Trotzdem mußte dieser Weg gesteuert werden, und so setzte sich denn der Dampfer nochmals nach Norden in Bewegung, indem er sich vorsichtig zwischen Eisbergen, die eine bittere Kälte ausstrahlten, hindurchwand oder Eisbrücken auswich oder sich festrannte und wieder freimachte, schließlich in offene Wasserstraßen hineinfuhr und wieder umkehren mußte. So ging das fort, ohne daß ein Ausweg gefunden wurde. Immer sorgenvoller wurde des Kapitäns Gesicht.

Endlich kam im fernen Osten Land in Sicht. Es waren langgestreckte, sehr große Inseln, die auf der Seekarte noch nicht einmal Namen und nur Nummern führten. Die Bücher schilderten sie als von Füchsen und Eisbären, im Sommer auch von Eskimos bewohnt; die Meeresströmungen an der Küste waren günstiger.

Da kam ein schwedischer Walfischjäger, der hier überwintern wollte, und teilte mit, daß dort ein Ausgang frei sei, den er soeben passiert habe; man gelange auf diesem Wege nach Süden in ein offenes Meer. Aber der Dampfer solle sich beeilen, das Packeis treibe von zwei Seiten, und in wenigen Stunden könne der Gang gesperrt sein.

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Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)