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man doch ein Geschäft machen! Wenn wir nun ein paar Fässer mit Wasser gefrieren ließen und die mitnähmen?“

„Zu spät,“ bedauerte der Steuermann achselzuckend, dem es doch etwas bange wurde, „wir treiben beständig, soeben haben wir den achtzigsten Breitengrad passiert.“

Da brummte der Komiker ärgerlich vor sich hin, aber er wußte Rat, denn, „Polareis, echtes Polareis, ein ganzer Haufen!“ jubelten zehn Minuten später einige Matrosen auf einem mit Eisstücken bedeckten Platze.

Doch nur zweie waren es, die noch darauf hereinfielen. Die Ballerina suchte sich die schönsten Stücke aus und legte sie in einen Samtkasten, indem sie schon jetzt von Ringen und Armbändern mit eingesetztem, echten Polareis schwärmte, und Ludwig brachte gar seinen wasserdichten Koffer angeschleppt, den er ausgeräumt hatte, und nicht nur die Matrosen, sondern auch alle Künstler und selbst seine Braut waren liebevollst bereit, ihn mit Eisstücken vollzupfropfen.

„Polareis ist auch gut für Rheumatismus,“ meinte plötzlich ein Matrose.

„Wirklich?“

„Ja, und auch für Zahnschmerzen. Wenn echtes Polareis in die Koje gethan wird und man alles damit vollpackt, braucht man sich nur darauf zu legen, sich ordentlich zuzudecken, ein tüchtiges Feuer anzumachen – und Rheumatismus und Zahnschmerzen sind weg.“

„Ach nee! Das muß ich probieren!“

Witz besaßen die Matrosen ja auch; aber sie mußten jetzt doch die fürchterlichsten Anstrengungen machen, um nicht herauszuplatzen, und konnten gar nicht begreifen, wie die Schauspieler so unerschütterlich ernst zu bleiben vermochten.

Im Triumph wurde endlich der schwere Koffer nach dem Schiffe getragen, und wenn Herr Ludwig das Rezept gegen Rheumatismus schon heute abend probierte, konnte man ja morgen etwas erleben.

So ging es den ganzen Tag weiter, ein Witz folgte dem

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Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)