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nieder und bot ihr die Kostbarkeit da. „So treu und echt wie meine Liebe.“

„Ach gehen Sie! Ich werde Sie doch nicht berauben,“ wehrte die Ballerina verschämt ab.

Doch der Komiker fuhrt fort:

„Zum ewigen Andenken an diese Stunde. Nehmen Sie das Eis und tragen Sie’s auf dem Herzen.“

Dankbar lächelnd nahm die Tänzerin nunmehr das Geschenk, wickelte es vorsichtig in Papier und steckt es in die Tasche.

Die Geschichte mit dem Polareis machte schnell die Runde, aber es wurde ganz verschieden erzählt; obwohl nämlich die Schauspieler sich alle untereinander kannten, gab es doch einige sogenannte Dumme darunter, die die Geschichte ganz anders erfuhren, und zum Unglück für diese machte der Kapitän der Gesellschaft auch jetzt noch ein Experiment vor.

Er zeigte zwei hohlgeschliffene Gläser, deren Ränder genau aufeinander paßten, also ungefähr wie Uhrgläser aussahen, jedoch viel größer waren, füllte den Hohlraum in einem Eimer mit Wasser und entfernte darauf, nachdem dieses schnell gefroren war, die Gläser, um nun bei der hochstehenden Sonne das konvexe Eisstück als Brennglas zu benutzen und sich im Brennpunkt seine Cigarre anzuzünden und so weiter.

Dieses Experiment ist für einen Knaben, der Unterricht in der Physik genossen hat, kein Wunder, und man kann es natürlich auch bei uns machen. Aber hier gab es mehrere Personen, die außer sich vor Staunen waren.

„Das ist auch echtes Polareis,“ mußte der zweite Steuermann auf Anstiften der Komikers erklären, und dem Kapitän wurde krampfhaft zugeblinzelt. „Dieses Eis, auf dem wir stehen, ist ordinäres, das schmilzt wieder, weil es jenseits des achtzigsten Breitengrades gefroren ist. Was aber hier friert, das ist echt.“

„Dunnerlitzchen,“ meinte der Millionär pfiffig, „da könnte

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Robert Kraft: Eine Nordpolfahrt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Nordpolfahrt.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)