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zwischen seiner Ueberzeugung von der Notwendigkeit eurer straffen Haltung und seinem tiefen Widerwillen wider alles, was an den Militarismus erinnerte, war und demzufolge einen leichten komischen Anstrich hatte — seine Art zu salutieren zeichnete sich durch die gleiche Unvorschriftsmäßigkeit aus.

„Steiger Krone, der Herr Bürgermeister teilt mir mit, daß er beabsichtige, die Verleihung der „Lebensrettungs-Medaille am Bande“ an Sie zu beantragen — Sie werden aufgefordert, sich darüber zu erklären, ob Ihnen dies erwünscht ist.“

Krone wurde rot wie ein junges Mädchen, dem man einen Heiratsantrag macht — aber seine grauen Augen bekamen einen harten Glanz und ein trotziger Ausdruck lagerte sich auf seine Lippen, als er fragte: „Ist die Medaille auch für Sie beantragt, Herr Hauptmann, und werden Sie dieselbe annehmen?“

„Der Herr Bürgermeister wünschte auch mich auszuzeichnen (es lag eine ganz feine Schattierung von Spott in der leichten Betonung dieses Wortes), ich habe ihn jedoch aus ganz privaten und individuellen und für Sie in keiner Weise maßgebenden Gründen bitten müssen, davon Abstand zu nehmen.“

„Das freut mich, Herr Hauptmann — übrigens würde ich die Medaille auch dann abgelehnt haben, wenn Sie angenommen hätten, erstens, weil Sie bei der ganzen Geschichte viel mehr gethan haben als ich, und zweitens, weil ich ein abgesagter Feind des ganzen Ordenswesens bin und dasselbe gar zu oft persifliert habe, um mich nun selber dekorieren zu lassen. Ich könnte die Medaille höchstens meinem Jungen zum Anschlagen geben und das zöge mir schließlich noch eine Verfolgung wegen Verhöhnung einer Staatseinrichtung zu.“

Wolfgang, der mit einem Lächeln gewahrte, daß der kleine, rundliche Bürgermeister nahe daran war, sich zu erbosen und eine heftige Antwort im barschsten Amtstone zu geben, die Krone, der bis dahin völlig sicher gewesen war, vielleicht erbittert und dadurch zu einer schlagenden Replik unfähig gemacht haben würde, ließ den Trotzigen, dessen ganze Art ihm immer besser gefiel, rasch zurücktreten und suchte das unmutige Oberhaupt des Städtchens zu beschwichtigen, indem er ihm freundlich sagte:

„Lassen Sie sich unsere Ablehnung nicht anfechten, Herr Bürgermeister; es wird noch lange dauern, ehe derartige Ansichten Gemeingut werden, und die Sehnsucht nach einer Auszeichnung hat sich Ihnen gewiß so oft in komischer und lästiger Zudringlichkeit genähert, daß es Ihnen als Abwechslung willkommen sein sollte, einmal ein paar Männer zu treffen, die in aller Seelenruhe ablehnen. Sagen Sie wenigstens: „Es muß auch solche Käuze geben!“ und tragen Sie mir die Weigerung nicht nach; es würde mir persönlich gewiß viel lieber gewesen sein, ich hätte Ihre wohlwollende Absicht mit herzlichem Danke gutheißen können.“

Das klang wieder so aufrichtig, daß der Bürgermeister ihm halb versöhnt die Hand gab; er schüttelte freilich den Kopf dabei und meinte:

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Rudolf Lavant: Ein verlorener Posten. Goldhausen, Leipzig 1878 und 1902, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_verlorener_Posten_67.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)