die Maueröffnungen und geben dabei markdurchdringende, mitleiderweckende Jammerlaute von sich, viehisches, blödsinniges Brüllen oder gellendes Lachen. Was sich aber für Düfte zu diesen Tönen gesellen, wage ich nicht anzudeuten; es gibt einen ganz bestimmten indischen Geruch, der den in diesem Lande benutztenSachen noch anhaftet, selbst wenn man es bereits lange verlassen hat, und der macht sich beim Zusammenkommen dieser Geister recht bemerkbar; Öle und Sandelholz, Jasminblüten, Rosenwasser und Kuhdünger sind die Grundstoffe dieses Parfüms.
Alles und jedes hat in Indien seine eigene Art. Der Zuckerbäcker wickelt seine klebrigen Schätze nicht in unsaubere Makulatur[WS 1], nein, in ein saftig grünes Stück Bananenblatt. Man verlangt einen Trunk Milch, und der Verkäufer reicht sie uns in einer nagelneuen, sehr dünnwandigen roten Tonschale; wir zahlen einige Pfennige, schlürfen den Trank und wollen die Schale zurückgeben — doch entrüstet schmettert der Verkäufer sie zu Boden: soll etwa ein brahminischer Hindu seine Lippen durch das von einem Europäer berührte und entwertete Gefäß verunreinigen?
Plötzlich sticht uns durchdringender Karbolgeruch[WS 2] in die Nase und verrät uns ein in
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ WS: Makulatur: vergleiche Makulatur
- ↑ WS: Karbol: vergleiche Carbolic soap (en)
Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.7.2018)