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eines Bauwerkes von noch nie dagewesener Herrlichkeit zu verewigen trachtete; ihm verdankt Laknau seit etwa 120 Jahren die große Imambara-Moschee, zu der man durch das prächtige Tor Rumi Durwaga[WS 1] und über einen ungeheuren gepflasterten Hof emporsteigt, der an mohammedanischen Festtagen von Gläubigen überfüllt ist. Doch weit mehr noch als am Tage kommt die bereits etwas verwitterte, aber ebenso kühn wie in den Einzelheiten zierlich konstruierte Moschee mit ihren beinahe endlosen, von zahlreichen Kuppeln gekrönten Arkadengängen zur Geltung, wenn bei solchen Festen diese Arkaden wie alle anderen Hauptlinien des Baues durch farbige Lämpchen und andere Illuminationskörper hervorgehoben und erhellt werden; im Scheine unzähliger Fackeln und Raketen werden dabei prächtig mit brennenden Kerzen illuminierte und mit Flittergold geputzte Modelle anderer berühmter Moscheen in Indien zwischen der Hossinabad Imambara[WS 2] und dieser Großen Imambara in Triumphprozessionen hin- und hergetragen.

Hindufrauen, dahinter Bettler; in der Ferne das Fort in Allahabad.

Neben Laknau und Kahnpur hätte auch der Regierungssitz der Nordwestprovinzen, die außerordentlich rasch wachsende Garnisonstadt Allahabad in dem Aufstande von 1857 eine hervorragende, ja sogar vielleicht die entscheidendste Rolle gespielt, wenn es den Indiern gelungen wäre, das durch Kaiser Akbar mit Sandsteinbastionen verstärkte uralte Fort[WS 3] zu erobern, in das sich sämtliche Europäer in größter Bestürzung und ohne Vorräte zurückgezogen hatten, und das die Schiffsbrücke über den Ganges sowie die Zusammenflußstelle dieses Stromes mit der Dschamna beherrscht. Zum Glück für die Belagerten gelang es einigen in Gewaltmärschen anrückenden Kolonnen des General Neil[WS 4] die Belagerer auseinander zu treiben und, trotzdem eine ausbrechende Cholera-Epidemie 40 % seiner Mannschaften hinwegraffte, von hier aus zum Entsatze Kahnpurs zu eilen, wo freilich seine Hilfe zu spät kam.

Jede Einmündungsstelle eines Flusses in einen anderen erscheint den Hindus als ein heiliger Platz, besonders wenn dabei eine so ungeheuere, in

der Regenzeit einem See gleichende Wasserfläche entsteht wie bei der Vereinigung des Dschamna-Stromes mit dem heiligen, den größten Teil des

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Rumi Durwaga: vergleiche Rumi Darwaza
  2. WS: Hossinabad Imambara: vergleiche Chhota Imambara
  3. WS: Fort Allahabad: vergleiche Fort Allahabad
  4. WS: General Neil: vergleiche James Neill (1810-1857))
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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/222&oldid=- (Version vom 11.7.2018)