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Schweifen und Beinen oder in mittelalterlichen europäischen Uniformen, in Eisenharnischen und Schuppenpanzern sind in dem Zuge. Selbst die Scharfrichter mit ihren Richtschwertern und im erdfarbigen Gewande fehlen nicht.

Vorträge einer Sängerin im Familienkreise.

Jetzt schwankt der Mittelpunkt all des Festjubels daher, die grünseidene Fahne des Propheten, hinter der die Modelle der Grabstätten der gefeierten Märtyrer getragen werden, die man nach Schluß des Festes in den Strom stürzt. Wo sich diese Fahne zeigt, steigt das Toben zum Wahnsinn: da krachen die Schüsse aus den alten Steinschloßflinten, die von den Arabern unermüdlich aus schneckenförmigen Pulverhörnern aufs neue geladen werden, da sausen Raketen und Schwärmer in das blendende Tageslicht, deren Knattern, durch Kanonenschläge verstärkt, den lauten Singsang der Tänzerinnen übertönt, die in dichter Schar den Fahnenelefanten umgaukeln und dabei Lanzen und Stäbe schwingen, an deren Spitzen Zitronen und Betelblätter gebunden sind.

Hierauf folgt ein unheimlich grotesker Zug von Maskenträgern, die Vögel, Ungeheuer und sonstige Tiere vorstellen, die den auf dem Schlachtfelde bei Kerbela gefallenen Helden als Wächter gedient haben sollen; die Hauptfigur spielt darunter ein als Tiger verkleideter Clown, der im Bunde mit anderen Tierkarikaturen den Festtaumel auf den Gipfel zu bringen versteht, so daß es unmöglich ist, einzelne Laute aus dem wild brandenden Meer von Tönen

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/161&oldid=- (Version vom 1.7.2018)