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die eingeborenen Hottentotten, von deren Nahrung und Kleidung, Sitten, Lebensweise und Beschäftigung er ein nicht uninteressantes Bild entwirft. Am Weihnachtsabend 1677 landete er auf der Rhede von Batavia. Nachdem er einen Kriegszug gegen einen aufständischen Stamm im Innern der Insel Java mitgemacht hatte, wurde er dem in Batavia als Diener der Kompagnie ansässigen deutschen Arzte Andreas Cleyer als Arzneigärtner beigegeben. Er mußte für seinen Herrn einen botanischen Garten einrichten und lernte dadurch die wichtigsten nutzbaren, heilkräftigen und giftigen Gewächse der Insel kennen. Viele dieser Pflanzen beschreibt er sehr eingehend, namentlich die Kokospalme, die er den nützlichsten Baum der Welt nennt. In den Jahren 1682–1687 unternahm Meister im Gefolge Cleyers von Batavia aus zwei große Reisen nach dem damals wenig bekannten Japan. Er landete in Nagasaki, durfte aber nicht weit in das Innere des Landes eindringen. Doch genügte ihm das, was er sah, um eine eingehende Schilderung der Japaner zu entwerfen. Er rühmt sie über die Maßen, ohne indeß ihre Schattenseiten zu verschweigen. „Sie sind ein Volk von klugen Conduiten, sowohl verschmitzt in Staatsregierung und Negotien, als tapfer und eines unerschrockenen Muthes im Kriege. Sie geben an Verstand und Klugheit den zehnmalklugen Franzosen nichts nach, wie solches auch aus ihren künstlichen Arbeiten, unvergleichlichen Schildereien, Lackwerk, Goldarbeiten, vortrefflichen Säbeln, schönen Porzellangefäßen genugsam erhellet.“ Während seines Aufenthalts in Japan sammelte er nicht nur Pflanzen, die er theilweise eingehend beschreibt und in Abbildungen vorführt, sondern er brachte auch ein japanisches Vokabular zusammen, das er seinem Werke eingefügt hat. Als besondere Merkwürdigkeit erwähnt er, daß 1656 ein Landsmann, Zacharias Wagner aus Dresden, als holländischer Gesandter in Jeddo gewesen sei[1]. Als Meister von Japan nach Batavia zurückgekehrt war, erfaßte ihn die Sehnsucht nach der Heimath. Er erbat deshalb seinen Abschied, nahm noch im Auftrage Cleyers für die botanischen Gärten in der Kapstadt und in Amsterdam allerlei indische Samen mit und schiffte sich dann nach dem Kap der guten Hoffnung ein. Er erreichte es nach glücklicher Fahrt und fand während eines kurzen Aufenthalts Gelegenheit, einige Ausflüge in das Innere des Landes zu unternehmen und hierbei die wunderbare Formenfülle und Farbenpracht der Kapflora zu bewundern. Am 12. August 1688 traf er wohlbehalten in Amsterdam ein. Im folgenden Jahre begab er sich nach Dresden, wo er im Umgange mit der ihm liebgewordenen Pflanzenwelt den Rest seines Lebens verbrachte. Wann er gestorben ist, hat sich bisher nicht ermitteln lassen. [WS 1]


4. Benjamin Olitzsch.

Während des 17. und 18. Jahrhunderts traten viele Tausende von Deutschen, unter ihnen zahlreiche Sachsen, in den Dienst der holländisch-ostindischen Kompagnie, um im Auslande ihr Glück zu machen. Manche von ihnen kehrten nach Jahren zurück und gaben wohl auch eine Beschreibung ihrer Reiseerlebnisse und der von ihnen besuchten Länder heraus. Andere dagegen fanden im fernen Indien durch Feindeshand oder durch den Einfluß des ungewohnten Klimas ein frühes Ende. Zu diesen letzteren gehört auch Benjamin Olitzsch aus Dresden, der 1680 als Berghauptmann der Goldgruben auf Sumatra in den Dienst der Kompagnie trat. Die Beschreibung seiner Reise[2] nach der hinterindischen Inselwelt verdanken wir einem seiner Unterbeamten, dem Bergschreiber Elias Hesse aus Königstein, der glücklich die Heimath wieder erreichte und als ein scharfer Beobachter und wahrheitsliebender Berichterstatter gerühmt werden muß. Aus seinem Reisewerke geht hervor, daß Olitzsch mit Hesse und 16 Berg- und Hüttenleuten im Sommer 1680 von Dresden aus zu Schiffe die Elbe hinab bis Hamburg und dann zur See bis Amsterdam fuhr. Hier schlossen sich ihnen noch gegen 30 anderwärts angeworbene deutsche Bergleute an. Auf einem Schiffe der Kompagnie segelten sie nun zunächst nach dem Kap der guten Hoffnung. Während der Reise erblickten sie jede Nacht den berühmten großen Kometen, der in jenem Jahre erschien und sich durch die außerordentliche Länge seines Schweifes auszeichnete. Während eines kurzen Aufenthaltes in der Kapstadt fanden die Reisenden hinreichende Gelegenheit, die Hottentotten zu beobachten, von denen Hesse eine eingehende Schilderung entwirft. Auf der Weiterreise erlag Olitzschs Frau den ungewohnten Anstrengungen und Beschwerden des Schiffslebens. Endlich kam die Gesellschaft glücklich in Batavia an. Hesse beschreibt die Stadt und ihre Umgebung ausführlich, besonders das Chinesenviertel, in dem er mit Vorliebe zur Befriedigung seiner „Curiosität“ spazieren ging. Nachdem sich Olitzsch einigermaßen von der Fahrt erholt hatte, fuhr er mit seinen Leuten nach Sumatra über. In der Sundastraße gerieth das Schiff


  1. Dessen Reisebeschreibung ist nach der Handschrift im Königl. Kupferstichkabinet veröffentlicht von P. E. Richter in der Festschrift zur Jubelfeier des 25 jährigen Bestehens des Vereins für Erdkunde zu Dresden (Dresden 1888), S. 57–91.
  2. Ost-Indianische Reise-Beschreibung oder Diarium, Was bey der Reise des Churfl. Sächs. Raths und Bergk-Commissarii D. Benjamin Olitschens im Jahr 1680 von Dreßden aus bis in Asiam auf Sumatra Denckwürdiges vorgegangen, aufgezeichnet von Elias Hessen. Dreßden 1687. 12. Andere Auflagen erschienen zu Leipzig 1690, 1734 und 1735 in 8°.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe auch: ADB:Meister, Georg
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/289&oldid=- (Version vom 6.7.2024)