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Zerstörung durch den Bundesfeldherrn Georg Truchseß von Waldburg gaben der unglücklichen Stadt vor allen anderen des Landes eine traurige Berühmtheit.

Am Tage vor der entscheidenden Schlacht bei Lauffen 1534 huldigte sie dem wiederkehrenden Herzog Ulrich von Württemberg, erhielt unter seinem berühmten Sohne, Herzog Christoph, die verlorenen Stadtrechte zurück und blieb bis nach der Schlacht bei Nördlingen (1634) von den Drangsalen des 30jährigen Krieges schwer heimgesucht, unter württembergischer Hoheit, ward aber 1635 mit Burg und Amt vom siegreichen Kaiser dem östreichischen Grafen von Trautmannsdorf geschenkt.

Von diesem im J. 1646 (noch vor dem westphälischen Frieden) an den Herzog Eberhard III. von Württemberg zurückgegeben, gieng sie 3 Jahre später durch fürstbrüderlichen Vergleich hälftig an die Württemb.-Neuenstadter Linie über, von welcher sie erst nach deren Aussterben an das regierende Herzogliche Haus Württemberg zurückfiel.

Als Geburts- und Vaterstadt des berühmten Oekolampadius (Hausschein) – geb. 1482, gest. zu Basel 1531 – des Proselyten Is. Volmar – geb. 1582, gest 1662 –, des bekannten Professors der Rechte Dr. Malblank, geb. 1752, gest. 1828; als zeitweiliger Wirkungsplatz des württemb. Reformators Dr. Erhard Schnepf 1522, und des evang. Predigers Johann Gailing 1548, des berühmten Theosophen, Spec.-Superint. und Stadtpf. M. Oetinger, 1752–59 († 1782 als Abt [Prälat] zu Murrhard), des verdienten O.A.Manns, Hofrath v. Fetzer, 1785–1809, des geist- und gemüthreichen schwäbischen Dichters und Arztes, Dr. Justinus v. Kerner und Anderer glänzt der Namen der Stadt vor Anderen in der Biographie ausgezeichneter Männer.

Auch „daß alle Geister wohnen da“ (Uhland) hat Weinsberg in unserem Jahrhundert ein eigenthümliches Renommee gegeben.

Und so hatte der Verfasser, welcher 21 Jahre in ihr wohnte und wirkte, reiche Veranlassung, während er von 1836 an für die Nachkommen eine Chronik der Jetztzeit über das Miterlebte niederschrieb, auch mit der Vorzeit sich zu beschäftigen und aus den ihm zu Gebot stehenden Acten der Stadt und des Bezirkes Materialien für eine Chronographie von Burg, Freiherrschaft und Stadt Weinsberg zu sammeln.

Bei seinem Rücktritt vom Amte mit einem werthvollen Andenken von der Stadt beehrt, drängte es ihn um so mehr, auch der Stadt hinwiederum ein Andenken zu stiften. Als vieljähriges correspondirendes Mitglied des k. württ. Vereins für Vaterlandskunde und nach dem Statut von 1856 des statistisch-topographischen Bureau’s mit der Oberamtsbeschreibung von Weinsberg betraut,