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Vorwort.




Weinsberg ist unstreitig Einer der interessantesten Punkte des württembergischen Vaterlandes.

Die Burg, seit uralten Zeiten Weibertreue genannt, sehr wahrscheinlich ursprünglich römisches Castell, später mit der großen Hohenstaufen’schen Periode verflochten, der Sitz eines durch 4 bis 6 Jahrhunderte blühenden Geschlechtes, zählt zu den berühmtesten deutschen Burgen – als Denkmal der Frauentreue.

Die Freiherrschaft, von der württembergischen Alb (Neuffen) durch’s Hohenlohe’sche und Fränkische bis zur Wetterau (Münzenberg, Falkenstein und Königsstein) einstmals sich ausdehnend, übertraf an Größe und Umfang die damaligen benachbarten Grafschaften Württemberg, Löwenstein und Hohenlohe, und hätte, bei gleich gutem Haushalte, ebenso gut wie Württemberg ein Herzogthum (Franken) werden können.

Aus dem Geschlechte der Freiherrn von Weinsberg, die mit den edelsten und mächtigsten Geschlechtern ihrer Zeit verbunden waren, giengen berühmte Männer hervor, wie Konrad IV., der kaiserliche Landvogt von Nieder-Schwaben, welcher den Grafen Eberhard I. von Württemberg (den Erlauchten) aus seinem Lande schlug; Konrad, der Erzbischof von Mainz, und Konrad IX., Reichs-Erbkämmerer und Protector des Concils von Basel – kurz vor dem Erlöschen des Hauses.

Die Stadt endlich, von den Hohenstaufen her freie Reichsstadt, behauptete sich als solche im Bunde mit den übrigen schwäbischen Reichsstädten 3 Jahrhunderte lang gegen die Gelüste der über ihren Giebeln hausenden Freiherrn von Weinsberg, denen sie von den Kaisern mehrmals verpfändet wurde, bis sie, im Kampfe der Städte mit den Adelichen erobert, und an Churpfalz verkauft wurde. 1440.

Im baierischen Erbfolgekrieg von Herzog Ulrich von Württemberg erobert und in Besitz genommen (1504–12) theilte sie das Mißgeschick des neuen württembergischen Vaterlandes, nach Vertreibung Herzog Ulrichs unter östreichische Regierung zu kommen, (1520) und ihr tragisches Schicksal unter dieser Regierung, im Bauernkriege von 1525, ihre Eroberung durch die Bauern, die Ermordung der Ritter vor ihren Thoren, ihre gräßliche