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gedeckt; im Jahr 1770 nach Stadtprot. als baulos abgebrochen und neuerbaut. Das Schulgelaß wurde erst in den 1840er Jahren zu ebener Erde eingerichtet, da früher von 1797 an der Collaborator auch deutscher Knabenlehrer war; – die Wohnung des Mädchenschulmeisters mit dem Schulzimmer der Elementarclasse zu ebener Erde, oberhalb des vorgedachten Collaboraturgebäudes, an einem weiteren Absatze der Kirchenstaffeln, nahe bei der Kirche; – das Mädchenschulgebäude oberhalb dieses Wohnhauses, hinten auf der westlichen Stadtmauer ruhend, auf gleichem Niveau mit der Kirche, einstockig. In der Mansarde das Lehrzimmer des deutschen Unterlehrers, für welchen hier auch ein Wohnzimmer eingerichtet ist; – das Schafhaus am Fuße des Jägerhausberges, mit Wohnung für den Stadtschäfer (Pächter) und Schafstall; – der oben berührte Wachtthurm an der südlichen Stadtmauer mit Uhr und Glocke, Wohnung des städtischen Hochwächters, Zimmer für Irre und Geisteskranke, bürgerlichem Gefängniß und Wohngelassen für Arme. Ausgebrannt im Jahr 1853 und eod. wieder restaurirt. S. oben J. 1853.

Noch ist unter den öffentlichen Gebäuden zu nennen das Gefängnißgebäude am alten unteren Thor, an der südlichen Stadtmauer und der sogenannten Bleiche. Es wurde nach Abbruch des alten unteren Thorthurmes auf Kosten von Stadt und Amt unter Oberamtmann Fetzer circa 1805/6 erbaut, aber kleiner als jetzt und enthielt nur etliche oberamtliche Gefängnißzimmer neben der Wohnung des unteren Thorwarts. In dem zweiten Stock errichtete Oberamtmann Fetzer eine Industrieschule. Nach Errichtung eines Oberamtsgerichtes wurde das Gebäude mit Anschiffungen auf herrschaftliche Kosten vergrößert, die oberamtlichen Arrestlokale zu ebener Erde und die festen oberamtsgerichtlichen Gefängnisse im zweiten Stock eingerichtet, das Gebäude mit einem Thürmchen und Glocke versehen und dem Oberamtsgerichtsdiener als Gefangenwärter seine Wohnung darin angewiesen. Seine Entfernung vom Oberamtsgerichte etc. läßt aber längst an eine Änderung denken, welche demnächst erfolgen soll. Vom ersten Bewohner führt es den Namen Aloysle. S. ob. Seite 207 u. 210.

Endlich sind hier die noch vorhandenen Reste von der ehemaligen Burg Weinsberg, genannt Weibertreue, zu erwähnen, zu welchen, seit der Restauration durch den von Just. Kerner angeregten Weibertreuverein im Jahr 1824, ein bequemer, nicht steiler, theilweise durch Staffeln gangbar gemachter Weg vom grasigen Haag aus durch die Weinberge hinaufführt. Ein zweiter, breiterer, zur Noth fahrbarer Weg, der sogenannte Frauenweg, führt, den Bergfuß umgehend, von Norden her durch die ehmalige Burgthore in die Ruinen hinauf. Die Entfernung beträgt auf Ersterem ⅛, auf Letzterem ¼ Stunde.

Die Burg, vormals der Sitz der Freiherrn v. Weinsberg, nach dem Erlöschen dieses Geschlechts der sich folgenden churpfälzischen und württembergischen und östreichischen Obervögte von Stadt und Amt Weinsberg, wurde im Jahr 1525 von der schwarzen Schaar des Bauernheeres erstürmt, verbrannt und zerstört. Der „Schloßberg“ (Weinberg innerhalb und um die Mauern herum) gehörte vor dem Jahr 1777 dem Hofkammerrath Ziegler und dessen Vater. (Stadtrathsprot.) Von diesen gieng er in andere Privathände über, von welchen der gedachte Weibertreuverein ihn im Jahr 1824 ankaufte, den inneren Raum abräumte, mit Bäumen und Gesträuchen besetzte und Wege durch die Gesträuche und Rasenplätze anlegte. Viele der schönen Burgsteine waren nach dem Brande vom Jahr 1707 theils zu den neuaufzuführenden herrschaftlichen Gebäuden, theils mit herzoglicher Erlaubniß zu Privatbauten herabgeholt worden. Was noch steht und mit merkwürdiger Zähigkeit dem Zahne der Zeit trotzt,