Seite:Dillenius Weinsberg 285.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dominikaner- oder Predigerkloster gestiftete, jedenfalls in dessen Nähe stehende kleine Kirche gewesen zu sein, welche die Oesterlin’sche Reimchronik irrig für die Hauptkirche nimmt. 1424 hatte sie 2 Altäre, St. Nicolai und St. Michaëlis. Bei der Zerstörung der Stadt im Jahr 1525 verbrannte sie auch mit, „da nach dem Brand nur noch 10 Häuslein unverbrennt zu sehen waren“. Nach ihrer Wiederherstellung verödete sie im 30jährigen Kriege dermaßen, daß erst im Jahr 1658 wieder das erste Kind darin getauft wurde (Bemerkung im Taufbuch). Sie wurde später noch bis zu den 1770er Jahren zuweilen, besonders an den Jahrmarktstagen zu Kinderlehren gebraucht, gieng aber noch vor dem im Jahr 1800 erfolgten Verkauf des alten Spitals ein. S. oben Seite 153.

Dieser alte Spital hatte eine eigene Kelter mit Kelterstübchen und eine eigene anständige Wohnung für den Hospitalverwalter, welche im Jahr 1766 der damalige Stadt- und Amtsschreiber Senkeisen um 25 fl. miethete (Stadtprot.) und wo Decan Klüpfel im Jahr 1794, bei Verwendung des Decanathauses zu einem östreichischen Lazareth, einstweilen untergebracht wurde. S. oben Seite 193.

Das im Jahr 1769 neuerbaute Bettelhaus für Leprosi, epidemisch-Kranke etc., an der westlichen Stadtmauer, wurde nach Errichtung des neuen Spitals im Jahr 1829 an einen Privatmann verkauft. S. oben Seite 185.

Der neue Spital, ½ Viertelstunde unterhalb der Stadt, eine vormalige Gyps- und Ölmühle an dem sogen. Saubach, wurde im Jahr 1827/28 aus der Verlassenschaft des Fabrikanten Kleinknecht von der Stadt erkauft und um einen Stock erhöht. Die jetzt dreistockige Behausung enthält 3 heizbare Säle, 8 heizbare und 2 unheizbare Zimmer und 2 Küchen. Unter den 8 heizbaren Zimmern ist 1 Kranken- und 1 Krätzezimmer für Mannspersonen, 2 gleiche für Weibspersonen, 1 Sections- und zugleich Badezimmer für Krätzkranke. 2 Zimmer werden vom Armenvater bewohnt. Hinten ist eine Holzremise angebaut. Ein an den Hofraum anstoßender Baum- und Grasgarten werden vom P. C. verpachtet.

Das im Jahr 1707 abgebrannte Rathhaus wurde in den folgenden Jahren auf der östlichen Seite des, um den Platz des hier abgebrannten Diaconatshauses etc. vergrößerten Marktes neuerbaut, mit Aufsetzung eines Thürmchens, in welchem Glocke und Uhr ist. Es besteht aus 2 Stockwerken, von denen das obere einen sehr geräumigen und hellen Saal mit Vorplatz, die Kanzlei und Registraturzimmer, das untere ein Musikzimmer, ein Gefängniß, einen geräumigen Öhrn zu Aufbewahrung von Löschgeräthschaften etc. und ein großes Zimmer zu Aufbewahrung von Markt- und anderen Utensilien enthält. Unten ist eine Remise für die Feuerspritzen etc. angebaut. Unter der hohen Frontstaffel ist ein mit einem eisernen Thor verschlossenes, offenes Gewölbe, in welches früherer Zeit Felddiebe zum allgemeinen Anblick eingeschlossen wurden, was natürlich in neuerer Zeit abgieng. S. oben Seite 167 fgd.

Sonstige städtische Gebäude sind jetzt: die oben genannte Kelter mit Fruchtspeicher; – die Stadtkelter an der oberen Gasse hinter dem Rathhause mit dem Stadtmagazin daneben; – das steinerne Backhaus an dem sogen. unteren Feuerthore (der südl. Stadtmauer) auf der Bleiche, im Jahr 1837 mit einem Aufwand von circa 2900 fl. erbaut; – der lange, einstockige Stadtstall längs der südlichen Stadtmauer an der Bleiche, erbaut im Jahr 1814; – ein Brech- und Darrhaus auf der Bleiche, an der Stelle der 1853 abgebrannten Stadtmagazine, im Jahr 1858 von Stein erbaut; – das Collaboraturgebäude auf der zur Kirche hinaufsteigenden Anhöhe links von den Kirchenstaffeln an einem Absatze derselben, hinten von der westlichen Stadtmauer