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1527 wieder aufgebaute Bandhaus mit einem großen Keller darunter, über dessen Öffnungsbogen die Jahrszahl 1626 steht; bei dem Brand von 1707 mit allen seinen Materialien verbrannt; von Stein bis zum Dachstock, in welchem ein Fruchtkasten eingerichtet ist; im Jahr 1725 abermals abgebrannt und nach der Jahrszahl über dem Bogenthore wieder aufgebaut im Jahr 1755 (von der Herrschaft aber jetzt an die Stadt verkauft). Es steht auf dem Niveau der Kirche, innerhalb der nördlichen Stadtmauer.

Die 1707 ebenfalls abgebrannte und in den folgenden Jahren wieder aufgebaute Zehndscheuer mit dem sogenannten tiefen Keller darunter, unweit des vorgedachten Bandhauses an der sogenannten Burggasse gelegen. Ist erst im letzten Jahrzehnd durch Verkauf in das Privateigenthum eines Bürgers übergegangen.

Die Kelter am oberen Thore, genannt Baukelter, mit einem großen Fruchtkasten darüber, abgebrannt 1707 und in den folgenden Jahren wieder aufgebaut und

die Badstubenkelter in der unteren Stadt, unweit der südlichen Stadtmauer, waren früher ebenfalls herrschaftliches Eigenthum, wurden aber im letzten Jahrzehnd bei Pachtung des Zehndens von der Stadt erworben, wozu 1859 auch der noch vorbehaltene Fruchtkasten auf der ersteren (der Baukelter) kam.

An öffentlichen, städtischen und Stiftungsgebäuden sind zu nennen:

Die die ganze Stadt überragende, die Spitze der Anhöhe, um welche die Stadt gebaut ist, krönende Pfarrkirche.

Ihre Erbauung müssen wir wohl in’s 9. Jahrhundert versetzen, da Weinsberg schon damals erweislich Capitelssitz des V. (oder nach Würdtwein des VII.) Archidiaconats vom Würzburger Sprengel war, also wohl auch seine eigene Pfarrkirche hatte. (Das jetzt so viel größere Heilbronn, Öhringen, Lauffen etc. gehörte zum Weinsberger Capitel.) S. oben S. 69.

Andere glauben sie von den alten Grafen von Calw im 11. Jahrhundert erbaut. Mauch, in seiner Abhandlung über die mittelalterlichen Baudenkmale, will die Erbauung des Thurmes seinem Style nach in die spätere Zeit des 12. Jahrhunderts verweisen, hält übrigens die Erbauung der Kirche vor dem Jahr 1140 für wahrscheinlich. Am unwahrscheinlichsten ist die Behauptung der, auch sonst werthlosen Oesterlin’schen Reimchronik von 1758, welche Engelhard IV. v. Weinsberg im Jahr 1269 die Kirche in der ihn nichts angehenden Reichsstadt bauen läßt; wahrscheinlich eine Verwechslung mit der kleinen Spitalkirche bei dem in diesem Jahre von Engelhard IV. gestifteten Dominicanerkloster. Die von Weinsberg hatten ihre eigene Burgkapelle mit mehreren Priestern auf der Burg. Die Kirche hatte 8 Altäre: St. Catharinä, St. Magdalenä, St. Petri, St. Nicolai, St. Johannis Ev., St. Jakobi, St. Crucis, B. V. Mariä (Würdtwein).

Eigenthümlich ist die Stellung des Thurms über dem Chore. Besonders bemerkenswerth nennt Mauch das Gewölbe über dem quadraten Chorraum in der unteren Thurmeshalle, welche außer dem halbkreisförmigen Kreuzgurten auch noch Scheitelrippen hat, die von einem Ring in der Mitte ausgehen, weßhalb die Stirnen spitzbogig sind. Sämmtliche Rippen zeigen von vorn eine breite Einziehung, die mit Rosetten ausgefüllt ist. Die eigenthümliche Eintheilung dieses Gewölbes und die reiche Verzierung seiner Rippen vereinigen sich zu einer vortrefflichen Wirkung, wie man sie selten antreffen wird (Mauch, in obged. Abhandlung von 1849). Auf der Ostseite schließt diese Thurmhalle mit einem hohen Spitzbogen, über welchem 3 schmale, lange Fensteröffnungen mit Halbkreisbögen sind; das mittlere höher als