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genannten nordöstlichen (Kerner’schen) Eckthurme, womit die befestigte Umfassung der Stadt vollendet war.

Außerhalb der Stadtmauer war die Stadt rundum mit einem Graben umgeben, welcher jetzt auf der Ostseite aufgefüllt und überbaut – nachdem sein letzter Rest, ein kleiner ausgemauerter Feuersee circa 1800 verschwunden – auf der Nordseite planirt und im Jahr 1758 unter dem Namen des grasigen Haags zu einem Stadt-Baumgarten angelegt ist. Auf der Westseite ist er in einen, gegen die Burg ansteigenden Weg und in einen mit Obstbäumen besetzten Mauerdamm verwandelt. Die Südseite (Thalseite) war wohl durch einen vom sogenannten Saubach gespeisten und geschwellten Kanal mit Ziehbrücke verwahrt. Noch im Jahr 1758 wurden die Stadtgräben nach dem Stadtprotokoll gefischt und neu besetzt. S. oben Seite 180.

Jenseits desselben, vor dem unteren Thor (s. oben b), liegt die Wiese, auf welcher im Bauernkriege am Osterfest 1525 die gefangenen Ritter und Reisige durch Spießjagen hingerichtet wurden und wo nachher eine Sühne-Kapelle erbaut werden mußte (s. die Gesch. v. 1525). Diese Kapelle stand bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, wurde zuletzt als Rumpelkammer, Wagenremise etc. benützt und im Jahr 1800 an einen Gerber verkauft, der sie theilweise abbrach und ein neues Haus darauf setzte. Der jetzige Bewohner hat beim Neubau die achteckigten Fundamente derselben, das Fundamentsgemäuer von einem Altare gegen Osten und auf der Nordseite einen Bogen von der Eingangsthüre gefunden.

Die in der Nähe stehende alte Linde verdankt ihr Dasein ebenfalls jener unglücklichen Katastrophe. Sie wurde gesetzt, weil die Gerichte des wiederaufgebauten Dorfes „nur vor dem Flecken unter freiem Himmel und auf dem Platz der mörderlichen That gehalten werden durften.“ Ihre Äste wurden später mit Säulen unterstützt, an denen außer den Namen von Gerichtsherren die des Vogts Malblank, Oberamtmanns Hochstetter und Oberamtmanns Fetzer zu lesen sind. Im Jahr 1809 von französischen Cuirassieren, die ihre Pferde daran anbanden, umgestürzt, wurden sie circa 1830/32 wieder aufgerichtet. Im Jahr 1813 wurden 3 neue Linden dazu gesetzt.

Auch vor dem oberen Thore stand noch im Jahr 1767 bis in’s laufende Jahrhundert eine Linde auf einem freien Gemeindeplatze, da, wo jetzt das Oberamtsgerichtsgebäude steht.

Die ziemlich unregelmäßige Anlage der Stadt konnte auch nach dem großen Brande von 1707 nicht wesentlich verbessert werden (s. d. Gesch. v. 1707), nur daß der gegen Süden stark abhängige Marktplatz bedeutend vergrößert und mit neuen ansehnlichen Gebäuden besetzt wurde. Die die Stadt von Westen nach Osten durchschneidende Hauptgasse, Mittelgasse genannt, zugleich Poststraße von Heilbronn nach Öhringen und Hall, welche in den Wintermonaten schwach beleuchtet wird, ist nicht geradelinig und besonders in der Mitte der Stadt sehr enge. Eben so wenig hält die zweite, tiefer liegende, parallel mit ihr von West nach Ost laufende untere Gasse eine gerade Linie ein, wenn sie auch, aber nur theilweise, weniger eng ist. Die größte Enge hat die dritte, vom obern Markt aus parallel mit den beiden ersteren gegen Osten laufende sogenannte obere Gasse, welche durch Stiche am Ein- und Ausgang schwer befahrbar ist.

Die Hauptstraße fand ihren Eingang ursprünglich durch das einzige untere Thor auf der Südseite der Stadt beim alten Spital (s. oben c); später, im Jahr 1811 durch einen Durchbruch auf der Westseite, an welchen ein Staketenthor mit Thorhäuslein gesetzt wurde. Im Jahr 1844 wurden, um den bedeutenden Stich von