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5) Die Ringe von der Weibertreue.
S. oben J. 1824. Von N. G.


Von allen Ringen hier auf Erden
sagt! welche sind am meisten werth,
durch Lied und Sang erhöht zu werden
daß sie der deutsche Sinn verehrt,
werth, daß wir sie an allen Frauen
an aller Mädchen zarter Hand
als schönsten Schmuck und Kleinod schauen
im ganzen deutschen Vaterland? –
     Es sind, ich sag’ es ohne Scheu
die Ringe von der Weibertreu.

Und wenn auch and’re Ringe glänzen
mit Steinen aus dem Morgenland,
mit Saphir aus Brasiliens Gränzen
und mit dem seltnen Diamant:
dieß Ringlein glänzt mit edlern Steinen
als jener fremde Flittertand;
und doppelt schön muß uns erscheinen
der Edelstein aus deutschem Land.
     Und fragt ihr, welcher Stein dieß sey?
Es ist ein Stein der Weibertreu.

Ein Stein, aus jener Burg gehauen,
wo aus dem frommen Alterthum
die edle That von Weinsbergs Frauen
herüberglänzt mit ew’gem Ruhm.
Vor’s Städtchen zog zur blut’gen Rache
der Kaiser einst mit starkem Heer;
vergeblich wurde bald die schwache,
doch heldenmüth’ge Gegenwehr,
und ohne Weiber-List und Treu
wär’s mit dem Städtchen schon vorbei.

„Die Weiber, und was auf dem Rücken
sie retten, das nur schone ich,“
so sprach der Kaiser. Mit Entzücken
lud Jede schnell den Mann auf sich.
Und seltsam zieh’n sie so von hinnen
durch’s Lager durch mit Bangigkeit.
Der Kaiser sieht’s – traut kaum den Sinnen –
erstaunt und – lächelt und verzeiht.
     Errettet waren nun und frei
die Männer durch die Weibertreu.

Drum wenn in einer sel’gen Stunde
der Jüngling die Geliebte wählt,