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und ohne Schuld abziehen sollten
und Jeder auch, was sie nur wollten,
und tragen könnten von edlem Gestein,
was ihnen lieb, soll ihre seyn.
Nun wüßten sie auf dieser Welt
ja Lieb’rers Nichts, was ihnen g’fällt,
denn ihre Männer fortzutragen,
weil ja der Keyser zuzusagen
geruht, daß Jede tragen möchte,
was Lieb- und Theures sie gedächte.

Dieß wollten sie, als Ehrendamen,
zusammen thun in Gottes Namen,
ihre Männer auf ihren Rücken nehmen,
und sich der Last mit nichten schämen;
auch sie voran, die Herzogin,
auf ihrem Rücken tragen hin
ihr’n lieben Herrn, den Herzog Wolfen;
vielleicht mit Gott würd’ ihr geholfen,
daß er doch Gnad erlangen thät
bei Keyserlicher Majestät.

Nun sollten Alle mit ihr wallen;
wie’s dann Ihr gienge, geh’ es Allen.
Also die fromme Fürstin zart
Anführerin der Frauen ward.

Als aus den Thoren zog der Hauf,
da ward ein starkes Zugelauf
von Männern und Weibern draus im Feld
und Keyserischen aus jedem Zelt.

Da Keyserliche Majestät
die Mähr’ auch bald vernehmen thät,
erblickte selbst mit Augen Sie
ein solch Spectakel, welches nie
seit Weltbeginn geschehen war;
was auch Sie gleich bewegte gar
aus Grimm und Zorn in Freundlichkeit
und preisliche Barmherzigkeit
durch dieser weisen Weiber That,
durch die Gott zeigte Hülf und Rath,
daß dießmal Beide, Frau und Mann,
Er nahm zu Huld und Gnaden an. *)[1]

Da mag der Leser denken frei,
Was Frohmuth da gewesen sey.





  1. *) Nichthonius schöpfte wohl nicht aus der Pantaleon’schen Chronik (s. ob. J. 1140), sondern aus der vorgefundenen Volkssage. Sonst hätte er gewiß das Kaiserwort: regium verbum non decere immutari, nicht unbesungen gelassen.