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Denn die daroben in dem Schloß
trieb endlich Hunger lang und groß,
daß sie Klein, Groß, sambt Alt und Jungen,
sich zu ergeben wurd’n gezwungen;
doch wolltens ein Legation
zuvor hinab ins Lager thun,
mit einem demüthigen Fußfall,
ob sie doch könnten auf dießmal
der Stadt und Schloß erlangen Gnad,
weil Ihr Keyserlich Majestat
ergrimmet und erzürnet syn
über das Schloß samt allen drin,
wie auch der Stadt. Drum sie dießmal
dem Keyser thaten den Fußfall.
Ihr Majestät aber gar nit wollt,
daß ihn’n Gnad widerfahren sollt;
denn er kurz rund in dreien Tagen
die Stadt und Schloß und was sie haben
samt allem drin aufheben wollt,
dafür denn gar Nichts helfen sollt.
Wollt also auf ihr Suppliciren
vom Keyser keine Gnad gebühren.

Endlich wurd’ auch zum Andernmal
der edlen Frauen eine Zahl
samt hochgeborner Herzogin
und kluger Ober-Hofmeisterin
vom Schloß hinab ins Lager gesandt,
die sich so kräftiglich verwandt,
daß sie bald durch Fürsichtigkeit,
wie durch Verstand und Freundlichkeit
beim Keyser brachten doch zuwegen,
daß sich sein Zorn thät etwas legen.

Von diesen Frauen ward vollbracht,
was Niemand wohl zuvor gedacht,
und lautet also fest ihr Flehen:
der Keyser soll sie nicht verschmähen,
weil ihn ein Weib mit Angst und Plagen
hätt unterm Herzen auch getragen,
mit Schmerzen (nach der Schrift Bericht)
gekommen an das Tageslicht,
mit großer Fahr dann aufgezogen,
Nahrung von einem Weib gesogen;
drum wieder lassen Huld genießen,
soll uns sein Herz nit gar verschließen,
sondern um dieser Weiber willen
den Zorn in Sanftmuth lassen stillen.
Weil aber Ihre Majestat
den Männern schon Geleit versagt