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Schlusse des Jahres Mittelpreise, Kernen 9 fl. 58 kr., Gerste 6 fl. 25 kr., Dinkel 4 fl. 25 kr., Haber 3 fl. 40 kr. Wein: sehr ungünstige Blüthe, spät und ungleich. Weil die Trauben wegen ungünstiger wechselnder Witterung nicht reiften, Verschiebung der Lese bis 27. Oktober, nachdem am 24. Nachts schon Schnee gefallen war. Gewicht von 50 bis 71 °. Rückschlag der Ertragsschätzung fast um die Hälfte. Qualität sauer. Fast gar kein Verkehr. Vieles eingekellert wegen Mangels an Absatz. Käufe von 10–11 fl., anderswo 8–12 fl. – Seelenzahl 1,951, worunter 24 Katholiken.

1851. Januar. 1. u. folg. Stadtmusikus Rau, bisher als solid wohlgelitten, geht, wegen Schulden und mit Contrahirung neuer zur Reise, unter Zurücklassung seiner Frau und Kinder durch – über Mainz nach Amerika. Verfolgung mit Steckbriefen. Gant. Buchbinder Hardten von hier wird Amtsverweser und später Stadtmusikus. – Baptistische Sectirerei reißt, außer in Eberstadt, auch in Brettach und Neuhütten ein. – Februar. Der bisherige Rechtskonsulent Plank zieht ab nach Ludwigsburg, wo er sich setzt und verheirathet. – März. Am 23. (Sonntag Oculi). Nach vorangegangenen Vorarbeiten und Vortrag des Decans im Altar Wahlhandlung für den neuerrichteten Pfarrgemeinderath, an der sich aber die Demokratie nicht betheiligt, wie auch Stadtschultheiß F. dieses Collegium als inconstitutionell! – nicht anerkennen will. Die Wahl fällt dessenungeachtet auf tüchtige, kirchliche Männer. – April den 6. (Sonntag Judica). Öffentliche Verpflichtung der neuen Kirchenältesten. Erste Sitzung in der Sacristei. – Fröhlich definitiver Oberamtsgerichtsactuar. – 17. Für den schwererkrankten Präceptor Irion tritt als Amtsverweser Cand. Gneiting ein. – 23. Theob. Kerner auf Vaters Fürsprache vom Könige begnadigt und des Asbergs entlassen. – 25. Bei der Wahl für den neuberufenen Landtag wird Stadtschultheiß Troll von Löwenstein zum Abgeordneten des hiesigen Bezirks gewählt. Zusammentritt des Landtags am 6. Mai. – Juni. 3. Tod des Präceptors Irion. Amtsverweser der bisherige Cand. Gneiting s. oben. – Unteramtsarzt Dr. Maurer von Löwenstein zum hiesigen Oberamtsarzt ernannt; zieht mit Jakobi auf. – 9. Großes Liederfest im benachbarten Heilbronn. – 30. G. Schwab zum letzten Mal auf Besuch bei J. Kerner und Dec. Ds. † 14. Nov. dss. Js. – Ein Sprachlehrer Rehfuß von Heilbronn hält diesen Sommer an Sonntag Nachmittagen auf der sogenannten Viehwaide (gegen das Jägerhaus hin) Waldbergpredigten in methodistischem Geiste, wozu viel Volks aus der Umgegend, mit Versäumung des Sonntagnachmittagsgottesdienstes zusammenströmt und wobei bald gar nichtgeistliche Rendezvous stattfinden. Schritte dagegen mit Heilbronn, s. Mai folgenden Jahrs. – Juli 24. Der sogen. Reiseprediger, G. Werner von Reutlingen, welchem ein Cons.-Rescript vom 31. März vor. Js. wegen verweigerter Unterzeichnung der symbolischen Bücher etc. die Einräumung der ev. Kirchen zu seinen Vorträgen untersagte, kommt durch eine eigene Adresse von hiesigen Demokraten und Antikirchlichen berufen – von Heilbronn aus auch hieher und prediget in dem ihm vom demokratischen Theile des Stadtraths eingeräumten und decorirten Rathhaussaale in einer Abendstunde vor einer Versammlung von circa 100 Neugierigen und Oppositionellen. Sein Kommen soll von 4 zu 4 Wochen wiederkehren. – August 2. Neckarüberschwemmung bei Heilbronn. – Septbr. Aufhebung der Grundrechte. s. Juni 1849. – Die Missionspredigten von Pater Roder, Schlosser und Fürst Zeil ziehen in diesem Monate auch eine Menge von Protestanten nach dem benachbarten Neckarsulm, das in großer