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Zeitlang aufgesteckt worden sein. – Gründung eines im Gasthof zur Sonne unter Präsidium von R.Cons. Plank tagenden Volksvereins – nach Heilbronner Muster.

An die Stelle des krank in einen Kurmonat gehenden Ger.Actuars Ropsy von Altona wird Just.Referendair Hufnagel als provisor. Gerichtsactuar hieher beordert. Ropsy † einen Monat später in der Schweiz.

Den 27. Juli Nachmittags erste feierliche Probefahrt auf der neugebauten Eisenbahn von Heilbronn aufwärts.

August, 24. Landwirthschaftl. Bezirksfest in Eberstadt unter Präsidium von Gerichtsnotar Bröhm.

September. Durch die neuen Collegialmitglieder veranlaßter Beschluß: den von † Stadtsch. Pfaff errichteten Spital wegen Kostspieligkeit aufzuheben und die Hospitaliten in Privatkost zu geben.

10. Sept., Sonntag Nachmittag. Wieder Volksversammlung zu Heilbronn. Die hies. 3. Comp. (Kerner) rückt, in französische Blousen (blau mit roth) gekleidet und bewaffnet – trotz der hies. obrigkeitlichen Abmahnung – dazu hinein, muß aber am dortigen Thore die Waffen ablegen.

Viel Stadtgespräch macht in diesem Monat ein 11jähriger, armer, in die Kost gegebener Knabe, welcher behauptet, hexen lernen und allnächtlich zu Hexen-Rendezvous auf’s Feld ausrücken zu müssen, wobei er bestimmte Personen namhaft macht. Decan, welcher Albdrücken, vielleicht sogar Onanie dabei vermuthet, verwendet sich für seine Aufnahme in die Rettungsanstalt Lichtenstern auf Kosten der Stiftungspflege und dort hört die Geschichte sogleich auf. Aber es offenbart sich hier noch eine Masse von Aberglauben, der in der Gemeinde spuckt.

Sonntag 17. Sept. Große Volksversammlung in Hall, zu welcher auch der Hauptmann der 3. Comp. mit Heilbronnern zieht. Die neue Aufregung datirt sich von dem Waffenstillstande von Malmöe mit Dänemark.

Sonntag 24. Sept. Fahnenweihe der hiesigen Bürgerwehr auf dem Markte, wozu 300 Mann der Neckarsulmer Bürgerwehr kommen. Musikdirectors Frau übergibt die Fahne der 1. Compagnie, Festfräulein den übrigen Comp. mit Rede. Gegenrede der Hauptleute. Trinkgelag im grasigen Haag, wo die Sache im Kleinen von Schülermädchen gegen Turnschüler nachgespielt wird. Abends Festball der 4. (Jugend-) Compagnie. Brüllende „Hecker-Hoch’s!“ vor der Oberamtei Nachts zum Schluß. – Montag den 25. Schützenball in der Post, wo laut von einer entdeckten Proscriptionsliste die Rede ist, auf welche die sogenannten Aristokraten, die Beamten der Stadt und Glieder der 1. Comp. (Conservative) gesetzt worden seien, voll Hoffnung auf das Gelingen des Struve’schen Zugs in Baden. Die Schützen hatten zur Versicherung ihrer treuen Gesinnungen auch die Beamten und sogar die Geistlichen geladen. – Th. Kerner ist an diesem Tag vor der ihm drohenden Untersuchungshaft entwischt und nach Straßburg geflohen. Er wird kurz darauf mit Steckbriefen verfolgt. – Am 27. Oberamtmann warnt die auf’s Rathhaus berufene Bürgerschaft vor Theilnahme an dem projectirten Zuge des G. Rau von Rottweil nach Canstadt am Volksfesttage, da die Regierung zu kräftigen Maßregeln gerüstet seie. – 29. Sept. Nachricht von vergecktem Struve’schen und Rau’schen Zug und von ruhig vorübergegangenem Canstadter Volksfeste.

Nov., den 21. Zu der Todtenfeier für den in Wien standrechtlich erschossenen Robert Blum, Parlam.Glied, welche diesen Abend in Heilbronn mit