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darauf fährt das 7. Regiment auf Wagen hier durch gegen das Hohenloh’sche. Zurückbehalten einer Compagnie für Weiler. Nachrücken von Reiterei. Die Compagnie rückt nach kurzem Aufenthalte gegen Weiler und von da, den heimgekehrten Bauern nach auf den Berg, nach Neuhütten. Neues Militär von Heilbronn her in der Nacht durchziehend gegen Löwenstein, wo der Rentamtmann verjagt worden ist. Große unruhige Aufregung auch hier in der Amtsstadt.

Oberamtsrichter auf Untersuchung in Neuhütten, wo trotz des aufgestellten Militärs ohne Feuern keine Verhaftung möglich ist, weßhalb der selbst insultirte Oberamtsrichter abgeht und auf seinen Antrag ein anderer, eigener Commissär dahingeschickt wird, während der Ort von der Compagnie besetzt bleibt, bis zum 4. April.

16. März. Überschwemmung bei Heilbronn durch Eisgang.

21. März. Nachricht von Unruhen in Wien und Berlin. Kammerauflösung vom 27. März. Gesetz über Volksbewaffnung. Errichtung einer Bürgerwehr, welche am 2. April mit der bisherigen Bürgergarde zu den ersten Exercitien ausrückt. Spannung auf Republik, welche ein gewisser Maier von Stettenfels in Heilbronn proclamiren will, der aber unverrichteter Dinge fliehen muß. Überall Gemeinderaths-Cravalle zu Vertreibung der alten Gemeinderäthe und Einsetzung neuer. Auch hier Neuwahlen. Theobald Kerner etc. zum Stadtrath gewählt.

3. April. Gerüchte von Attentaten unruhiger Wälderbauern (Burgfrieder) auf hiesige Stadt wegen vorliegender Feudalacten. Nachtwachen der Bürgerwehr deßhalb. Truppenmärsche vom Hohenloh’schen zurück. Bewegungen durch die Frankfurter Verhandlungen. An jedem Sonntag früh Ausrücken der 4 Bürgerwehrcompagnien unter den gewählten Hauptleuten Magenau, Apoth.; Wirth, Adlerwirth; Haug, Waldmstr.; Th. Kerner, Arzt. Trommelgelärm. Exercieren.

16. April. Auf den Palmtag große Volksversammlung auf hiesigem Marktplatze veranstaltet. Rathhaus mit Fahnen decorirt. Rathhausstaffel als Rednerbühne. Einzug von Heilbronnern mit Fahnen. Wohl 3000 Menschen auf dem Markte mit der Intention, wenn es regne, in „unsere“ Kirche zu ziehen. Rede Th. Kerners mit Erinnerung an den hiesigen Bauernkrieg von Ostern 1525. Ankündigung einer neuen Versammlung auf den Ostermontag wegen Wahl eines Abgeordneten zur Frankfurter Nationalversammlung. Rede des Heilbronner Hentges.

18. April. Bürgerversammlung auf dem Rathhaus wegen Parlamentswahl. Tumultuarisch wegen vorgeschlagener Abgeordneten Rob. Mohl, Prof. Märklin etc. Abhebung auf Prof. Fischer von Tübingen.

20. April. Volksversammlung in Spiegelberg zu Besprechung mit dem zum hiesigen Wahlbezirke gehörigen Backnang, wo sich das Zünglein für Schlossermeister Nägelin von Murrhardt neigt.

24. April. Wieder große Volksversammlung auf hiesigem Markte, Präsid. Präc. Irion. Reden der Wahlcandidaten auf decorirter Rathhausstaffel. Pf. Bruckmann von Weissach (vorher Wüstenroth) kühl aufgenommen. Schmückle Stadtschultheiß von Backnang, deßgl. Gutsbes. Käfer. – Schimpferei. Schlosser Nägelin – ernst, ansprechend. Pf. Krais von Steinsfeld, zurücktretend und Nägelin empfehlend. Just. Kerner tritt aus dem Rathhause mit dem Vers hervor:

„Nicht Doctors, nicht gelehrte Geister,
Wir wählen einen Schlossermeister;
Der reckt die Hämmer klein und groß,
Schlägt mächtig Deutschlands Fesseln los.“