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und in die letzte Woche des Septembers die allgemeine Clevnerlese fiel. Die Behörden wollten, da jeder der fortwährend schönen Tage eine Zunahme an Gewicht versprach, die allgemeine Weinlese weiter hinausschieben. Die Producenten ruhten aber nicht, weil Überreife und Fäulniß drohe, bis die Vorlese auf den 5. Oktober anberaumt wurde. Trotzdem zeigte sich die Wirkung des trockenen heißen Sommers in dem Gewicht auch des früher Gelesenen. Ruländer 102 °, Clevner 98 °, Sylvaner 96 °, Trollinger 96 °, gemischtes Zeug 92 °. Noch am Stock wurde eine Menge verkauft von 46 bis 60 fl. Beim Beginn der Weinlese war schon das Meiste verkauft mit täglichem Aufschlag. Hier und im Thal gieng Alles reißend ab, so daß der Herbst im Fluge vorüber war. Was an Quantität fehlte, die übrigens auch nicht gering war, wurde reichlich ersetzt durch die ausgezeichnete Qualität und die hohen Preise, so daß man überall trotz der Getreidetheurung fröhliche Gesichter sah. Mittelpreise 53–54 fl. Sommertage hatte der Juni 25, Juli 20, August 13, September 9, zusammen 67. Eistage: Januar 17, Februar 8, März 5, November 11, December 25, zusammen 66. Am 12. December fiel schon tiefer Schnee, so daß am 13. Alles in Schlitten fährt und der Morgen des 14. − 13 ° Kälte bringt. Am 17. bei 0 ° tiefer Schnee. Bahnschlitten am 17. und 18. bei − 12 °. Am 21. (Thomastag) starkes Thauen und schneller Schneeabgang. Regen und Stürme folgen vom 22. bis 24. December. – Am Schlusse des Jahres Dinkelpreis bis 9 fl. 48 kr., Kartoffel, nicht kranke, bis 1 fl. 12 kr. pr. Simri steigend.

1847. Januar. Dr. Betz, hiesiger Bürgerssohn, setzt sich hier als praktischer Arzt im elterlichen Hause. – Februar. Wegen fortwährender Theurung wird auch in hiesiger Stadt, wie anderer Orten, eine Suppenanstalt für Arme errichtet, wozu freiwillige Subscription gesammelt wurde. Die Köchin war die Frau des Küfermeisters Wörner, die Küche ein gemiethetes Locale bei Kaufmann Lieschings Haus. Oberaufsicht, mit Hülfe eines Frauenvereins, und Verrechnung führte Stiftungspfleger Weber. – 19. Febr. Neckaraustritt bei Heilbronn. – März. Constituirung eines Bezirkswohlthätigkeitsvereins in Willsbach, wozu Stadtpf. Maier von Löwenstein als Vorstand gewählt wird und das gemeinsch. O.A. mit dem Oberamtsrichter im Ausschusse mitwirkt. Ende Aprils von einem eigenen k. Armencommissär, Direktor von Mohl visitirt. – April. Am 24., dem Charfreitag, Abends 6–7 Uhr, bei + 8½ ° ungewöhnlich heftiges Gewitter mit anhaltenden, stark röthlichen Blitzen, heftigen Donnerschlägen und sehr starkem Regenguß, doch ohne Schaden. – Mai. Nachricht von anderweitigen Korntheurungsunruhen und Cravallen in Ulm, Stuttgart, Tübingen. Organisation einer Sicherheitswache von täglich 4 Mann. – Am 8. Abzug des Gerichtsnotars Stierlen (s. oben Nov. 46) und Eintritt des neuen Gerichtsnotars Bröhm von Welzheim. – In der Mitte dieses Monats wunderherrliche, noch nie so gesehene Baumblüthe, welche einen reichen Obstsegen verspricht und die Hoffnung im Sept. auch erfüllt. Daher eine Fülle von Obstmost à 8 fl. per Eimer. – Juli. Am 21. Abends nach glücklich überstandenem Mangel Empfang der ersten, bekränzten Erndtewägen am oberen Thor von Geistlichen, Lehrern, Stadtrath, Bürgerausschuß, Bezirksbeamten, Schuljugend, Turnern und Liederkranz mit Fahnen. Einzug unter Glockengeläute und mit Musik auf dem Markt. Nach Chorälen Dankrede des Decans von der decorirten Rathhausstaffel aus mit Responsorien nach Ps. 136. Schluß mit einem allgemeinen „Nun danket Alle Gott!“ etc. August. Am 15. konnte denn auch die bisher so wohlthätige Suppenanstalt wieder geschlossen werden. – Oberamtsgerichtsactuar Fecht kommt als Oberamtsgerichtsverweser