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Die Diöcese Weinsberg wurde bei der kirchlichen Organisation ds. J. dem Generalat Heilbronn zugetheilt. General-Superintendent von Heilbronn war Prälat Duttenhofer 1810–1814.

Aug. Pumpbrunnen statt bisherigen Stangenbrunnens beim Schaafhaus errichtet.

Novbr. 8. Aufsuchung von Colonialwaaren und englischen Fabrikaten durch eine eigene, vereidete Commission in allen Häusern. Bei Verdacht Haussuchung. Untersuchung der Handelsbücher durch einen eigenen Commissär. Verbrennung englischer Waaren.

Jahrgang: Jan. und Febr. ziemlich kalt mit viel Schnee; Frühling rauh, Sommer kühl. Höchste Temperatur im Juli + 27 °. Sommertage nur 49. Niederste Temperatur im Jan. − 14 °. Eistage 35. Erndte und Weinlese mißrathen. Brodtaxe Mai 14 kr., Aug. 16 kr., Sept. 15 kr. Oct. 16 kr. Herbst bei einem geringen Ertrag mittlere Qualität. Preis des Weins bis 59 fl.

1811. Ruhe, jedoch schon drohende Gewitterwolken am politischen Himmel von Norden her.

Örtliches: Jan. Erweiterung des Friedhofes – außer obigen 16 Ruthen s. 1794 – um weitere 5 Ruthen und Mauerversetzung beschlossen. (Stdt. Prot.)

Im März stellen die Gebrüder Plank und Comp. 1200 fl. Caution wegen Wiederanlage der Gypsbrüche zu Weinbergen, deßgleichen Friedrich Bitzer 1000 fl.

April. Anlegung einer Chaussee nach Willsbach, deßgleichen einer neuen durch die untere Stadt nach Heilbronn, wo im Juni Mauer und Staketenthor am unteren Thor gegen Heilbronn, zwischen Armenhaus und Weingärtner Greiners Haus gemacht wurde. Erbauung eines kleinen Thorhauses mit 966 fl. Kosten.

August. Eisengeländer an die Rathhausstaffel gemacht. Am 26. August d. J. wurde der bisherige Oberamtmann Dapp zum Provincial-Justizdirektor bei dem Justizcollegium in Ludwigsburg, und am 13. Sept. der bisherige Oberamtmann von Neresheim Dr. Spittler zum Oberamtmann in Weinsberg ernannt. Cameralverwalter ist in diesem Jahr Hofrath Wullen. – 15. Aug. Bürgerannahme des Werkmeisters Hildt,[ws 1] gebürtig von Oppelsbohn mit 1200 fl. Vermögen. Sein Geschick als Werkmeister und Ökonom, sein vom Glück begünstigter Unternehmungsgeist, sein offener Sinn für Bildung und jeden Fortschritt, wie seine Rechtlichkeit und seine früheren merkwürdigen Lebensschicksale weisen ihm noch jetzt einen Ehrenplatz unter den ausgezeichneteren Bürgern Weinsbergs an.

Sept. Verhandlungen wegen Errichtung neuer Criminalgefängnisse nach Abbruch des oberen Thorthurmes (s. J. 1809). Ansinnen des Staats an die Stadt abgewiesen.

eod. Einrichtung einer Wohnung für den Hochwächter auf dem Säuthurm, wo derselbe Uhr und Glocke zu versehen hat. Wachtstube für die Nachtwächter ebendaselbst.

eod. Beschluß, Thor- und Wachthaus am oberen Thor zu erbauen. Vollendet erst 1813.

Novbr. Stadtmusikus Zinkenist Ehrenfeld †. Wahl eines neuen: Mensch von Marbach.

eod. Wiederherstellung des Badstubenbrunnens, „als des beinahe wasserreichsten der Stadt, der immer gut und brauchbar seie.“ Kostenanschlag 44 fl.

Ausgezeichneter Jahrgang in Rücksicht auf Witterung und Fruchtbarkeit. Auf mäßig kalten Winter schon im Februar Frühlingswärme bis Mai, wo schon voller Sommer war. Höchste Temperatur im Juli + 25 °. Sommertage 47.


Anmerkungen [WS]

  1. Johann Georg Hildt (1785–1863)