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Herbstertrag ziemlich viel und von mittlerer Güte. Weinrechnung hier 42 fl., anderswo 54 fl. – Die Seelenzahl der Stadt betrug in diesem Jahr 1517, worunter ein Katholik und zwei Reformirte.

1807. Nach der blutigen, aber unentschiedenen Schlacht bei Eylau gegen die Russen, 7. und 8. Februar, ergab sich die von den Württembergern belagerte Festung Schweidnitz (15. Febr.), worauf sie (am 22. Febr.) vor die Festung Neisse rückten und sie durch Muth, Geschicklichkeit und Ausdauer zur Capitulation zwangen (1. Juni). Durch den Sturm auf das verschanzte Lager bei Glatz nöthigten sie den Befehlshaber (23. Juni) zur Capitulation dieser Festung. Mittlerweile hatte eine detaschirte Abtheilung der Württemberger auch an dem heftigen Kampfe bei Heilsberg gegen die Russen und Preußen (10. Juni) und an dem hier errungenen Siege Theil genommen. Zuletzt erfocht Napoleons überlegene Kriegskunst am 14. Juni einen so entscheidenden, wiewohl theuer bezahlten Sieg über die Russen bei Friedland, daß Kaiser Alexander Waffenstillstand und Frieden begehrte. Der Friedensschluß wurde zu Tilsit mit Rußland am 7., mit Preußen am 9. Juli d. J. unterzeichnet. Nur mit England dauerte der Krieg fort und Napoleon verbot allen Handel und Briefwechsel mit ihm.

Im Juni d. J. wurde die Diöcese Weinsberg mit 15 Orten dem Generalat Adelberg zugetheilt, daher noch jetzt ihr Antheil an der Adelbergischen Stiftung.

Nov. Einführung der Familienregister im ganzen Lande. Einwohnerzahl 1,434. – König Friedrich errichtete in diesem Jahr zu besserer Handhabung der Polizei ein Landreiter-Corps, welches in die verschiedenen Oberämter vertheilt wurde, und wovon im Mai folgenden Jahrs 2 Mann hieher kamen, mit freiem Dach und Fach und freier Stallung für die Pferde. Anfangs waren sie von der Stadt im Gasthaus zur Sonne untergebracht; nachher wurde ein Contract von 44 fl. pr. Mann mit Bäckermeister Häberle geschlossen. – Es tritt zu Anfang d. J. eine Gypshandelsgesellschaft auf, welche um einen Allmandplatz unter ihrem Garten am Burgberg anhält; bei der aber nicht mehr von einer Caution von 700–1000 fl. für Wiederanlegung eines Weinbergs die Rede ist, wie noch im vorigen Jahr bei Commerzienrath Merklen von Neckarsulm, (s. dagegen Jahr 1811.) Kaufmann Plank und seine Gypshandelsgesellschaft erhält einen Allmandplatz beim Schützenhäusle unter dem Burgberg zum Hinlegen des Gypses gegen 1jährl. Recognitionsgeld von 1 fl.

Der Kirchhof an der Kirche wurde 1807–8 definitiv verlassen; die Gebeine wurden ins grasige Haag transportirt – eine Baumschule angelegt und die Mädchenschule auf dieser Stelle an der westlichen Stadtmauer erbaut (s. 1808).

Jahrgang: noch bis Georgii Schnee; heißer und gewitterreicher Sommer. Höchste Temperatur im Juli + 30 °. Sommertage 81. Niederste Temp. im Februar und Dec. − 11 °. Eistage 55. Brodtaxe: Mai Ende 16 kr., Okt. 17 kr. Herbstertrag reichlich und sehr gut. Weinrechnung hier 42 fl. anderer Orte bis 48 fl.

1808. Während der heftigen Kämpfe in Spanien Ruhe in Deutschland. – Erbauung der Mädchenschule an der Kirche. Im Febr. d. J. will Oberamtmann Fetzer einen Viehmarkt in hiesiger Stadt erzwingen. Die Amtsuntergebenen sollten „bei Strafe“ ihr verkäufliches Vieh hieher treiben. Nach seinem Abgang schlief die erzwungene Sache wieder ein. – Großer Fürstencongreß in Erfurt Ende Septembers und Anfang Oktobers, welchem auch König Friedrich anwohnte, wo er die Sendung seiner Truppen nach Spanien ablehnte. Die Nachgiebigkeit Napoleons gegen diese Weigerung mochte wohl zum Theil auch daher rühren, weil er bereits aus