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erklärte sich am 1. Aug. für den Protector des Rheinbundes; die Mitglieder des Bundes sagten sich vom deutschen Reichsverbande los; Kaiser Franz II. verzichtete am 6/13. Aug. auf die deutsche Kaiserkrone und so nahm das deutsche Reich nach beinahe eintausendjährigem Bestand ein Ende.

Die in den Ländern des Bundes gelegenen Besitzungen anderer kleinerer Reichsstände, worunter das benachbarte Hohenlohe, wurden dem Bunde einverleibt, beziehungsweise der Landeshoheit der 13 Bundesglieder unterworfen; und die Gränzpfähle, zwischen welchen der Bezirk Weinsberg zur Zeit des deutschen Reiches gelegen, von Heilbronn, Neckarsulm (Deutsch-Ord.) (1809), Hohenlohe und Hall, stürzten um. Die Reichsritterschaft hatte schon 1805 ihr Ende erreicht. Fortan stieß die Stadt nicht mehr wie bisher an ihrer Markungsgränze auf „Ausland.“ (S. oben J. 1773.)

Eine Folge der Vereinigung von Alt- und Neu-Württemberg, in welch letzterem sehr Viele katholischer Confession waren, war das Religionsedict vom 15. Oct., wodurch jeder christlichen Kirche freie Religionsübung gestattet wird.

Auch erschien für die vereinigten Landestheile eine neue Milit.Conscriptions-Ordnung.

Vom nordischen, preußisch-russischen Kriege gegen Napoleon, der auf die vergeblichen Friedensunterhandlungen zwischen Rußland, England und Frankreich entbrannte – Kriegserklärung Preußens vom 8. Oct. d. J. – wurde Württemberg nur in so weit berührt, als es 12,000 Mann zum französischen Heere in der Eigenschaft eines Rhein-Bundes-Mitgliedes stellen mußte, die aber erst in denselben Stunden, in welchen das preußische Heer auf den Gefilden von Auerstädt und Jena gänzlich geschlagen und zertrümmert wurde – 14. Oct. – von Stuttgart ausmarschirten. Weinsberg hatte einen Theil dieser vaterländischen Truppen, welche über Heilbronn, Öhringen, Künzelsau, Langenburg, Rothenburg a. d. Tauber u. s. f. Dresden zuzogen, am 15. Oct. fgd. im Nachtquartier, wobei ein krank zurückgelassener Fußjäger von der Compagnie v. Hügel am 18. Oct. hier starb, und vernahm bald von ihnen, daß sie schon am 3. Dec. d. J. die Festung Groß-Glogau eroberten, von wo sie gegen Breslau rückten, die zum Entsatz andringenden Preußen in den Gefechten bei Strehlen (23. Dec.) und Ohlau (28. Dec.) zurückschlugen und auch diese Festung (4. Jan. folg. J.) zur Übergabe nöthigten. –

An die Stelle des nach Ludwigsburg versetzten Diaconus M. Fischer rückt als Diacon ein M. Binder 1806–14. – Im Juni Tod von Dr. Harsch, Oberamtsphysikus seit d. J. 1762. Wahl des seit 4 Jahren hier thätigen Practicus Dr. Wolf an seine Stelle.

Bauten des J. 1806. Februar: Abbruch des Thurms an der nördlichen Stadtmauer beim herrschaftl. Bandhaus. (Im J. 1725 Weibergefängniß.)

Juni. Schlossermeister Mall erkauft noch einen Streifen Allmandplatz längs seines neuen Baues vor dem oberen Thor (jetzt Gasthof z. Traube) um 10 fl. pr. Rth.

September. Oberamtmann, Hofrath Fetzer erkauft 25¼ Ruthen Allmandboden à 8 fl. pr. Ruthe vor dem oberen Thore, um ein Haus dahin zu bauen.

Jahrgang: Auf gelinden Winter kalter Frühling, heißer, gewitterreicher Sommer. Höchste Temperatur im Juni, Juli und September + 24 °, Sommertage 47, niederste im März − 7 °, Eistage 21. November und December so mild, daß Blumen und Bäume blühten, Erdbeeren reiften etc. 17. Dec. Erdbeben in Ulm verspürt.

Erndte ergiebig. Brodtaxe: Juni 22 kr., October 19 kr., November 20 kr., December Anfangs 18 kr.