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in Gefangenschaft. 4 Abtheilungen gefangener Östreicher zogen durch unsere Gegend nach Frankreich. Das württemb. Corps folgte den Franzosen auf ihrer Siegesbahn nach, ohne früher als bei Linz einen Feind ansichtig zu werden. Napoleon aber rückte schon am 13. Nov. unaufhaltsam in Wien ein. Vergeblich war der Heranzug der Russen. Die Niederlage von Austerlitz, 2. Dec., entschied das Schicksal des Feldzuges. 20,000 Gefangene zogen bald darauf durch unser Land nach Frankreich und verbreiteten pestartige Krankheiten. – Zahl der hier Gestorbenen J. 1805. 58, dagegen J. 1806. 76, worunter aber 50 Kinder an rothen Flecken oder Halsentzündung. – Am 26. Dec. d. J. wurde der Frieden zu Preßburg geschlossen. Württemberg erhielt einen Länderzuwachs von 105,157 Seelen.

Bauten in d. Jahr 1805. Februar: Oberamtmann Fetzer trägt auf Erbauung von Scheuern an der unteren Stadtmauer an. – April: Abbruch des unteren, gefahrdrohenden Thorthurmes. eod. Abbruch des Thurmes hinter der Stadtschreiberei (Wolfthurmes) dem Stadtschreiber überlassen. eod. Schlossermeister Mall erhält zu einem Flügelbau unterhalb seines Hauses (s. 1799) eine Eiche. – Mai: Verkauf der städtischen Brennhütte vor dem unteren Thor, wo gegenüber dem Wachthause Gerber Haug hinbaut. Einrichtung eines Waschhauses im Säuthurme, wohin Wasser vom Brunnen in der unteren Gasse geleitet wird. – August: Abbruch von 18–20′ Stadtmauer gegen den Adler hinunter.

(Im Mai zeigten sich Spuren von Pferdeseuche, Rotzkrankheit.)

Jahrgang: Später kalter Frühling, kühler Sommer. Herbstertrag sehr wenig und sauer in Folge wiederholten Frosts im October. Höchste Temperatur im Juni + 25 °, Sommertage nur 30. Tiefste im Januar − 13 °, Eistage 58. Weinrechnung 12 fl. Brodtaxe: Jan. 21 kr., Febr. 22 kr., April 23–24 kr., Mai 26–28 kr., Aug. 31 kr., Ende 26 kr., Sept. 24 kr., Oct. 30 kr., Nov. 28 kr.

Weinsberg unter königl. württemb. Regierung von 1806 an.

1806. Vermöge des Staatsvertrags mit Frankreich vom 12. Dec. d. J. und der Anerkennung Östreichs im Preßburger Frieden nahm der Churfürst am 1. Jan. d. J. die Königswürde an und ließ diese Erhebung des Landes zu einem Königreich im ganzen Lande proclamiren.

Mit der Souveränetätserklärung des Fürsten verlor Württemberg das theure Kleinod seiner ständischen Rechte und Freiheiten und gleich am 2. Jan. ward das Kirchengut eingezogen, in dessen Folge 1807 die hiesige geistliche Verwaltung aufgehoben und mit der Kellerei vereinigt wurde. Nach Aufhebung der Verfassung des alten Landes stand der Vereinigung von Alt- und Neu-Württemberg Nichts mehr im Wege, welche dann auch am 18. März ausgesprochen und am 1. Mai vollzogen wurde. Das Königreich wurde in 12 Kreise eingetheilt und erhielt in jedem Kreis einen adeligen Kreishauptmann mit einem rechtskundigen Actuar. Weinsberg ward dem Kreise Heilbronn zugetheilt, welchem Geh.Rath von Bouwinghausen als Kreishauptmann vorstand.

Auf dem Rückzug der Franzosen starb hier am 9. Juni am Faulfieber Pierre Joseph Lacroix, Chef des tailleurs d’habit beim 12. franz. Lin.Infant.Regiment. Oberst Vergé; begraben am 10. ohne geistliche Begleitung.

Am 12. Juli d. J. stiftete Kaiser Napoleon den rheinischen Bund, von welchem Württemberg unter den 13 deutschen Staaten desselben das zweite Mitglied wurde und ein Bundesheer von 12,000 Mann aufzustellen hatte. Napoleon