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Ludwigsburg zurück. – Im Frühjahr d. J. bösartige Masernepidemie. – Am 25. Mai wurde im ganzen Lande eine Friedensfeier veranstaltet und dabei zum Predigttext gegeben Ps. 147, 1–3. Hier wurde zur Festfeier in dem Spitalgarten vor dem obern Thore eine allgemeine Volkslustbarkeit gehalten, Sitze und Tische daselbst aufgeschlagen, Brod und Trunk gegeben, und die Kosten derselben übernahm die Stadtkasse.

Irrungen zwischen dem Herzog und den Landständen wegen Theilnahme des Herzogs an der französischen Kriegsschatzung.

Juni. Vor dem oberen Thore stand ein städtisches Pfahlmagazin, woran die Palisaden in diesem Monat reparirt werden. – Im Juli gründliche Reparatur des unteren Thorbrunnens. – Im Sept. gründliche Reparatur der Orgel. eod. Durchreise Herzogs Friedrich II. mit dem Erbprinzen zu einem eingerichteten Jagen bei Kochersteinsfeld. Ehrenpforte, Musik, Frühstück, Kosten 213 fl. 4 kr. – Im Nov. Viehwaiden gänzlich verboten, auf eigenen, wie auf fremden Gütern.

Jahrgang: Milder Winter. Frühling, außer den letzten Apriltagen, warm. Sommer ziemlich heiß und trocken, mit einigen verderblichen Hagelwettern. Brodtaxe: Jan. 15 kr., April 14 kr., Juni 13 kr., Juli 14 kr., Nov. 16 kr., Dec. 18 kr. Der Herbst d. J. gab zwar sehr vielen, aber der Qualität nach sehr mittelmäßigen Wein. Weinrechnung v. 29. Nov. 40 fl. Preis pr. Eim. 54 fl. 1 Heilbronner Fuder (= 2½ Eim. 8 Maas württ.) 86–90 fl. Höchste Temperatur im Juli + 27 °, tiefste im Febr. und Dec. − 9 °. Sommertage 37, Eistage 33.

1802 war endlich einmal wieder ein Jahr der Ruhe und Erholung von langen Kriegsbedrängnissen, nachdem am 27. März d. J. noch ein besonderer Friedensvertrag zwischen Frankreich und Württemberg zu Paris abgeschlossen war, nach welchem Würtemberg für Mömpelgard und die auf französischem Boden gelegenen Herrschaften ansehnlich entschädigt wurde.

Zu diesen Entschädigungen gehörte auch die benachbarte bisherige Reichsstadt Heilbronn, welche am 9. Sept. d. J. – wie Eßlingen, Reutlingen, Weil, Gmünd, Giengen, Aalen und Hall – vom Herzog militärisch besetzt wurde, noch ehe der Reichsdeputationsschluß von Regensburg (25. Febr. folgenden Jahrs) erfolgt war.

So war denn Weinsberg mit der Reichsstadt Heilbronn, mit welcher es in reichsstädtischer Zeit manche kleine Späne gehabt hatte, unter Einem Landesherrn vereiniget. Doch wurden die neuerworbenen Besitzungen dem alten Lande nicht einverleibt, sondern unter dem Namen Neu-Württemberg zu einem besonderen, vom alten Herzogthum und seiner Verfassung völlig geschiedenen Staate, unter einer besonderen Regierung, welche ihren Sitz in Ellwangen hatte, verbunden; s. unten Churfürstenthum. 1803.

Juli. Beschluß, den oberen Stadtgraben (d. i. von der Stadtmühle an) abgehen zu lassen und dafür einen 20′ breiten Graben bis zur Linde zu ziehen – den Arbeitern aber dazu die vorräthige Stadtstiefel zu geben.

eod. m. Einrichtung eines bürgerlichen Gefängnisses bei dem vorhabenden Thor- und Wachthausbau vor dem unteren Thor (Antrag des O.A.M. Fetzer). Kosten 318 fl., Rentkammerbeitrag 230 fl.

October. Rohrbrunnen am Adler mit Wasserreservoir errichtet.

Zur Partic.Geschichte der Stadt gehört noch das Aufsehen, welches am 13. Nov. d. J. der Selbstmord des schon betagten Regimentsquartiermeisters und Hauptmanns bei dem Besitznehmungscorps von Heilbronn Beutel verursachte, der