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1677 stiegen die Kriegslasten Württembergs noch höher als zuvor. Die französische Besatzung von Freiburg brandschatzte das Land und die deutschen Truppen fielen ihm mit Durchzügen und Winterquartieren von 1677–78 äußerst zur Last. Im Mai marschirte die sächsische Armee durch das Land an den Rhein.

Tod Herzogs Wilhelm Ludwig, 23. Juni nach nur 3jähriger Regierung.

Der Weinertrag war sehr reich; die Qualität eine mittlere. Weinrechn. Besigheim 8 fl., Güglingen 7 fl., Tübingen 6 fl. Fruchtpreise an Lichtmeß: Kernen 4 fl. 40 kr., Dinkel 2 fl. 4 kr., Haber 2 fl. maximum; an Martini: Kernen 5 fl., Dinkel 1 fl. 44 kr. Haber 1 fl. 36 kr.

7. Dec. Herzog Friedrich Carl, Bruder des verstorbenen Herzogs tritt als Obervormund die Regierung an.

Unter Herzog Eberhard Ludwig. 1677–1733.
Administrator Obervormund Friedrich Carl. 1677–1693.

1678. 10. August. Frieden von Nymwegen zwischen Holland und Frankreich, welchem 17. Septbr. auch Spanien beitrat und welchem

1679. 5. Febr., auch der Kaiser und das Reich beizutreten sich bequemten. Selbst nach dem Frieden durchzogen noch Marodeure schaarenweise das geplagte Land, plünderten und raubten, bis man die Landwehr aufbot, sie vertrieb und die Gränzorte und Pässe stark besetzte.

Der Weinertrag war 1678 nicht nur sehr reich, wegen des heißen und trockenen Sommers, sondern die Qualität auch gut. Preis 6 fl. 30 kr. bis 7 fl. 10 kr. Viel Getreide. Kernen an Martini 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 30 kr., Haber 2 fl. 4 kr.

1679 ebenfalls sehr reich, aber das Gewächs sauer. Preis 4 fl. bis 4 fl. 30 kr. Pest in Stuttgart, Tübingen, Ulm, während des kalten Winters abnehmend. Fruchtpreise steigend: an Lichtmeß: Kernen 5 fl. 40 kr., Dinkel 2 fl. 16 kr., Haber 2 fl. 8 kr.; an Martini: Kernen 8 fl., Dinkel 3 fl. 24 kr., Haber 4 fl.

1680 ließ sich ein Komet sehen, dessen Länge 70 Grade hatte, vom 6. Novbr. bis in den Februar des f. J. Der Komet gieng bald nach der Sonne unter und doch blieb der Schweif noch die ganze Nacht durch über dem Horizonte (soll nach der Berechnung der damaligen Astronomen erst anno 2255 wieder erscheinen). Fruchtpreise fallend; an Martini: Kernen 6 fl., Dinkel 2 fl. 38 kr., Haber 1 fl. 44 kr. Wein gab es vielen und guten. Preis 6 fl. 20. kr. bis 7 fl. 30 kr. Starke Kälte von Martini d. J. bis Lichtmeß f. J. Viele Wölfe fanden sich ein.

1681 noch im März täglich Eis, Schnee und Kiesel bis zum 1. April. Vom 16. bis 20. April so warm, daß alles auf Einmal blühte, große Sommerhitze und Trockenheit. Erndte gut. Fruchtpreise am Ende des Jahrs: Kernen 4 fl. 40 kr., Dinkel 2 fl. 12 kr., Haber 1 fl. 52 kr. Wein zwar wenig, aber gut und stark. Preis 8 fl. bis 10 fl. 15 kr.

1682. 10. Jan. Erdbeben zu Tübingen verspürt. 24. März starb Herzog Friedrich von Württemberg-Neustadt, welcher im Jahr 1649 (s. oben) durch fürstbrüderlichen Vergleich die Ämter Neustadt, Möckmühl und die halbe Kellerei Weinsberg erhalten hatte. Ihm folgte sein Sohn Friedrich August, welcher bis zum August 1716 regierte (s. unten). Wiedererscheinen des Kometen von 1607 nach Halley, Astronom. Der Weinertrag dieses Jahres war reich, aber das Gewächs sauer und herb. Preis 5 fl. 6 kr. bis 6 fl. 20 kr. Obst und Getreide trotz nassen Sommers ziemlich gediehen. Fruchtpreise am Ende d. J. Kernen 2 fl. 18 kr., Dinkel 1 fl. 4 kr., Haber 1 fl. 1 kr. Ludwigs XIV. Reunionsbestrebungen