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Wie bald zerstoben die schönen Hoffnungen auf Ruhe und Frieden, welche sich an die Heilbronner Zusammenkunft des vorigen Jahres anknüpfen mochten!

1634. Schon zu Anfang des Augusts d. J., als Ferdinand, König von Ungarn, an der Stelle des zu Eger am 24 Febr. d. J. ermordeten Wallenstein den Oberbefehl über das kaiserliche Heer übernommen, Regensburg erobert hatte und bei Nördlingen stand, kamen nach Weinsberg Flüchtlinge aus der Grafschaft Limpurg, welche vor einem in der Grafschaft eingefallenen Corps Croaten und dessen unmenschlichen Grausamkeiten ihre Heimath verlassen hatten und gegen ein Vierteljahr lang sich im Elend umtreiben mußten, ehe sie wieder mit einiger Sicherheit heimkehren konnten. Das Todtenregister von diesem Jahr zählt zwei Fremde katholischer Confession „so im Exil umzogen“ und ein Kind von Pfarrer Seyfferlein zu Sulzbach im Limpurgischen, die hier starben *)[1].

Nach der unglücklichen Schlacht bei Nördlingen, 27. Aug. 1634, in welcher die Schweden unterlagen und auch gegen 4000 Württemberger fielen, überschwemmte das siegreiche kaiserliche Heer Württemberg und bezeichnete durch Rauben, Morden und Brennen die Bahn, welche es zur Verfolgung seiner Feinde wählte.

Der junge Herzog floh zu seiner Mutter nach Straßburg; ihm nach alle seine Räthe und Diener mit Weib und Kindern und aller beweglichen Habe. Niemand dachte an Widerstand, oder tractatenmäßige Unterwerfung. So hatte das arme Land wehrlos die grausamste und furchtbarste Rache des Siegers zu fühlen.

Während der König Ferdinand über die rauchenden Trümmer der Reichsstädte Giengen und Aalen, der Stadt Waiblingen und vieler anderer Dörfer Stuttgart zuzog, wo er am 10. September seinen Einzug hielt und sich huldigen ließ, fiel eine andere Heeresabtheilung von Hall her

Mitte Septembers d. J. in Weinsberg ein, plünderte die Stadt rein aus, und es wurden bei diesem Überfall zehen wehrlose Menschen ermordet, worunter der Collaborator M. Johann Jakob Weissing, dessen Stelle nachher lange unbesetzt blieb. Nürtingen, Böblingen, Herrenberg, Calw und viele Dörfer hatten das gleiche Schicksal und wurden überdieß noch eingeäschert, wobei Männer, Weiber und Kinder schonungslos ermordet wurden.

In dem benachbarten, befestigten Heilbronn lag noch eine schwedische Besatzung unter dem Befehlshaber Senger, welcher die Aufforderung zu übergeben abwies, 18. September d. J., worauf die Kaiserlichen die Stadt beschossen, so daß allein in dieser Nacht 100 Gebäude in Rauch aufgiengen. Die fortdauernde Beschießung nöthigte endlich den schwedischen Befehlshaber, mit den Kaiserlichen in Unterhandlung zu treten und die Stadt am 21. September zu übergeben, wobei die durch das Brückenthor abziehenden Schweden vor ihrem Abzug, ebenso wie die einziehenden Kaiserlichen plünderten. 6 Abtheilungen kaiserlichen Fußvolks blieben in der Stadt und wurden bei den Bürgern, welche entwaffnet wurden und 45,000 fl. Contribution bezahlen mußten, einquartiert. Der Schaden durch die Beschießung belief sich auf 200,000 fl.


  1. *) Prescher, Gesch. der Grafschaft Limpurg I. 355. Seyfferlein schreibt selbst, er habe sich, als kein Mensch mehr im Dorf war, nacher Schorndorf zu seinem gnädigen Herrn und dann nacher Weinsberg und Heilbronn zu Weib und Kindern begeben und neben andern Predigern der Herrschaft Limpurg und Anderen fast ein Vierteljahr lang aufgehalten, bis sie wieder sicher heimreisen können.