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Lauffen 13 fl. 20 kr., Brackenheim 12 fl. Verwirrung beginnt mit dem Steigen der Münzsorten. R.-Thaler von 1 fl. 48 kr. auf 2 fl. 4 kr., Goldgulden von 2 fl. 8 kr. auf 2 fl. 30 kr.

1621. Erfrieren der Weinberge am 4. Februar. Ziemlich mittelmäßiges Jahr; wenig und ein saurer Wein. Kernenpreis 12 fl. Weinrechnung: Stuttg. 14 fl. 30 kr., Lauffen 15 fl., Brackenheim 13 fl. 20 kr.

Der Krieg nähert sich dem Lande mit der Besetzung der Pfalz durch den spanischen General Spinola und der Eroberung Heidelbergs. Auflösung der Union. Unnatürliches Steigen des Münzpreises, welches bewirkte, daß auch alle Lebensmittel auf’s Höchste stiegen. Leichte und nichtswürdige Münzen von Kupfer. Der Herzog ließ unter anderen schlechten Münzen die berüchtigte ganze und halbe Hirschgulden schlagen, wovon der ganze Gulden kaum einen Werth von 10 kr. hatte. Unsägliche Verwirrung und Noth entstand aus dieser Maßregel, der Verschlechterung der Münze. R.-Thlr. galt im Dez. 6 fl. 30 kr., Goldgulden 8 fl., Ducate 12 fl.

1622 erfroren die Weinberge um Lichtmeß. Die Blühte litt durch Regenwetter. Die Früchte wurden durch Mühlthau verderbt und taub. Wein wenig und sauer. Kernenpreis vor der Erndte 4, nachher 6 Reichsthaler. Der Reichsthaler galt aber im August 4 fl. Weinrechnung in Folge der allgemeinen Geldsteigerung: Stuttgart 58 fl. 40 kr., Lauffen 80 fl., Brackenheim 64 fl.

Weinsberg mußte in diesem Jahre früher als andere Städte des Vaterlandes die Noth des 1618 ausgebrochenen 30jährigen Kriegs erfahren. In der Nähe von zwei Stunden, zwischen Heilbronn und Wimpfen bei Ober-Eisisheim ereignete sich Einer der entscheidenden Aufzüge des großen Trauerspiels. Es war am

26. April 1622, wo Tilly die Schlacht bei Wimpfen schlug und den Markgrafen Georg Friedrich von Baden besiegte; wo die 400 Pforzheimer Bürger unter ihrem Bürgermeister Deimling heldenmüthig gekämpft haben sollen, bis sie Alle gefallen waren *)[1]; wo der Bruder des Herzogs Johann Friedrich, Prinz Magnus von Württemberg auf dem Wahlplatze blieb, mit Wunden so bedeckt, daß sein Leichnam nur noch an einem Muttermale erkannt werden konnte. Furchtbar tönte der Donner des Geschützes nach Weinsberg herüber.

Von hier aus verbreiteten sich die Sieger unter Verwüstungen und Gräueln aller Art über die badische und württembergische Umgegend, zu welch letzterer auch Weinsberg gehörte. Insbesondere ging das benachbarte Neckargartach mit 519 Hofstätten im Rauche auf; die wenigen stehen gebliebenen Häuser wurden rein ausgeplündert, die nicht geflohenen Bewohner wurden erschlagen, erschossen, erstochen, die Fliehenden in den Bellinger Bach gesprengt und ertränkt. Und das war ein neutrales, zur Reichsstadt Heilbronn gehöriges Dorf!

Heilbronn sperrte und verschanzte die Thore, vor welchen am folgenden Tag noch eine Menge aus der Schlacht entronnene, verwundete, oder halb verbrannte Soldaten und andere Leute, welche nicht weiter konnten, von den verfolgenden Baiern und Spaniern niedergemacht, oder in den Neckar gesprengt wurden. Viele verwundete, an Heilbronn in jener gräßlichen Nacht vorüberpassirende Soldaten, welche im Höfenweiler nicht mehr Aufnahme finden konnten, sind über das Mühlwehr durchkommen und „uf Weinsberg.“ „Die Crabaten (Croaten) „dieß verfluchte Volk“ ist mit Würgen, Morden und Schänden nit zu erfüllen gewesen.“ (Heilbr. Arch.)


  1. *) Über diese Sage vgl. v. Martens, Beil. XXV. zu S. 297. seiner Kriegsgesch.