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ausbündig guten Trunk, aber wenig. Weinrechnung: Stuttgart 9 fl. 55 kr. 4 hlr., Lauffen 5 fl. 20 kr., Brackenheim 9 fl. Blatternseuche.

1611. Im Winter wenig Schnee; zu Anfang des Frühjahrs viel Regen, daher zweimalige Überschwemmung. Um Georgii fand man schon blühende Trauben an den Mauern. Es war so dürr, daß man nicht hacken und erst an Pfingsten, wo eine Durchfeuchte kam, pfählen konnte. Die Blüthe war 14 Tage vor Johannis vorbei. Ende Juni heftige Gewitter, die über 100 Mal einschlugen. Vor Michaelis Reifen, daß alles Laub abfiel. Erndte schwach. Wein ziemlich viel, aber sauer. Kernenpreis 9 fl. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 17 kr., Lauffen 7 fl. 30 kr. Brackenheim ebenso. Hin und wieder grassirte im Lande die Pest und das Vieh gieng an der Übergälle zu Grunde. Der Hof und die Canzlei gieng wegen der Pest von Stuttgart nach Urach. 18. September.

1612. (Weinsberg wird in diesem Jahr der Superintendenz Neuenstadt zugetheilt.) Winter so kalt, daß die Weinberge erfroren. Noch an Matthiä tiefer Schnee, mit starker Kälte. Schneeabgang durch die Sonne. Hernach große Dürre. Im Mai und Juli Hagelwetter, welche Frucht und Wein verderbet. Nasse Blüthe und nasse Heuerndte. In den Hundstägen Hitze, welche Alles ausbrannte. Deßwegen Sommerfrüchte wenig. Wein deßgleichen, wurde aber sehr gut. Kernenpreis vor der Erndte 12 fl., nachher 9 fl. Weinrechnung: Stuttgart 12 fl. 22 kr., Lauffen 14 fl. 30 kr., Brackenheim 14 fl. 28 kr. Am 6. April kam der Hof und die Canzlei, als die Pest nachgelassen, wieder nach Stuttgart. Hier große Sterblichkeit. Es starben 276 Personen; im August 53, im Sept. 67, Okt. 29. Oft 5–6 an Einem Tag. Im Todtenbuch die Bemerkung: Es sind über 22 junge Personen unangezeigt – wegen des Läuterlohns – hinausgetragen worden.

1613. Warmer Winter, trockener Frühling. Im Mai weitreichendes verderbliches Hagelwetter mit Gewässer. Wo das Wetter nicht hinreichte, feine Erndte, so daß die Früchte von 9 fl. (vor der Erndte) auf 5 fl. fielen. Wein ziemlich viel, aber sauer. Weinrechnung: Stuttgart 11 fl. 4 kr., Lauffen 8 fl. 20 kr., Brackenheim 8 fl. 28 kr. Seuche, die ungarische Krankheit genannt.

1614 fielen 36 Schnee auf einander und erstickten die Winterfrüchte, weil sie bei 18 Wochen gelegen, daß man Sommerfrüchte nachsäen mußte, welche aber mancher Orten übel geriethen. Die Frucht schlug daher schnell auf; vor Lichtmeß Kernenpreis 5 fl., um Ostern 10–12 fl. Äcker so mit Gras bewachsen, daß man es zu Heu mähte. Man mußte Getreide vom Rhein holen. Wein wenig und sauer wegen nasser Herbstmonate und Reifens. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 27 kr., Lauffen 8 fl. 30 kr., Brackenheim 8 fl.

1615. Große Wärme an Ostern; aber 13. und 18. April und 1–6. Mai so schädliche Reifen, daß das niedere und mittlere Feld erfror. Das nicht erfrorene blühte vom 8. Juni an. Am 6. Juli schon Anfang der Roggenerndte. 8 Tage vor Jakobi waren alle Winter- und Sommerfrüchte in den Scheuern, weil es dürr Wetter. Am 22. September war Herbst. Erndte gesegnet; Wein wenig, doch sehr gut. Die Eicheln geriethen so wohl, daß man noch im folgenden Frühling daran zu lesen hatte. Kernenpreis 5 fl. 30 kr. Weinrechnung: Stuttgart 16 fl. 40 kr., Lauffen 16 fl. 30 kr., Brackenheim 16 fl.

1616. Nach Wärme um Weihnachten, bei der man 4000 Klafter Holz den Neckar herabflößte, im Januar und Februar so große Kälte, daß alles unbezogene Rebwerk erfror. Das bezogene erfror den 1. Mai durch Reifen. 7. Juni Anfang