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und große Kälte. Am 12. März that ein Hagelwetter großen Schaden. Steigende Theurung und Hungersnoth. Pest. Kernenpreis 12 bis 13 fl. Roggen 10 fl., Gerste 8 fl. Wein wenig und sauer; Preis 10 fl. 30 kr.

Im Aug. d. J. mußte sich die Universität Tübingen wegen der Pest abermals nach Eßlingen begeben, wo sie bis zum Mai des folg. Jahrs blieb. Das Hofgericht retirirte sich nach Waiblingen. In Tübingen starben 950 Personen an der Pest.

Geboren wurden hier in diesem Jahr 57 Kinder.

1572 war ein so kalter Winter, daß das Wasser in den Brunnen, und am 24. Febr. zu Eßlingen der Wein beim h. Abendmahl im Kelch gefror. Die Weinberge erfroren – und zum zweitenmal am 17. April. Wer die Reben nicht abschnitt, hat noch einen guten Theil und köstlichen Wein gelesen. Die Früchte standen dick mit Gras, daher wenig Erndte und fortwährende Theurung. Kernenpreis 10–12 fl. pr. Schffl., nach der Erndte jedoch 5 fl.–4 fl. (Crus.). Weinrechnung Stuttgart 9 fl., Lauffen 7 fl. 41 kr., Brackenheim 7 fl. 20 kr.

Geboren 63 Kinder. (An Bartholomäi Pariser Bluthochzeit.)

1573 Weinberge abermals im sehr kalten Winter und Frühling erfroren. Üble Blüthe wegen Nässe; daher wenig und saurer Wein, kaum so gut als Essig. Auf den Äckern wuchs mehr Gras, als Frucht; daher schlechte Erndte. Nach derselben mähte man das Gras ab und machte Heu auf den Äckern. Haber und Öhmd wurde von der Nässe verdorben. Weil man in Straßburg kein Korn mehr haben konnte, mußte es aus Franken hergebracht werden, welches die Obrigkeiten selbst backen und auf den Rathhäusern nach Bedarf austheilen ließen. Der 4pfündige Laib Roggenbrod galt 8 kr. 4 hlr. Weinrechnung Stuttgart 9 fl. 20 kr., Lauffen 10 fl. 4 kr., Brackenheim 7 fl. 30 kr.

Vom November d. J. bis Ende Januars des folgenden Jahrs stand ein Komet hellfunkelnd, ohne Schweif, am Himmel (Crus.). Geboren 45 Kinder.

1574 abermalen ein nasses und klemmes Jahr, darin an Frucht eine ziemliche Nothdurft, aber wenig und saurer Wein gewachsen. Der alte Wein von 1572 stieg deßwegen auf 16 fl. 40 kr. Kernenpreis 10 fl. Weinrechnung Stuttgart 9 fl. 32 kr., Lauffen 7 fl. 45 kr., Brackenheim 8 fl.

Zur Herbstzeit wüthete auch die Pest wieder in etlichen Orten in Schwaben, auch in Wimpfen. Sie raffte in Württemberg bei 10,000 Menschen weg. Geboren wurden hier nur 28 Kinder.

1575 endlich wieder ein herrlich fruchtbares Jahr an Frucht, Wein, Obst etc. Doch, weil nicht Vorrath an Frucht war, wenig Abschlag. Kernenpreis noch immer 9 fl. Wein viel und gut. Weinrechnung in Stuttgart 6 fl., Lauffen 5 fl. 22 kr., Brackenheim 5 fl. 13 kr. Geboren wieder 49 Kinder.

Auffallend ist, daß in der Beschreibung Frischlins von der Hochzeitfeier Herzogs Ludwigs (1575) unter den besten Weinen Württembergs (Gewächswein genannt) neben denen von Lauffen, Beutelsbach, Heppach, Fellbach, Beinstein, Wangen, Stuttgart und Tübingen der Weinsberger nicht genannt wird. Dagegen s. J. 1704.

1576 an Frucht und allem Erdgewächs ein hochgesegnetes Jahr; daher schneller Abschlag. Kernenpreis wieder 2 fl. 30 kr. pr. Schffl. Der Wein wurde am Charfreitag Nachts durch Frost verdorben, daher wenig, aber ein Ausbund. Weinrechnung in Stuttgart 9 fl. 2 kr. 5 hlr., Lauffen 6 fl. 13 kr., Brackenheim 8 fl. Die Pest riß in diesem, wie im vorigen Jahr ein und raffte viele tausend Menschen