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eingezogen und bald darauf hat er Spott und Kreuz leiden müssen, nicht um seiner, sondern um Anderer Sünden willen; der tröste mich!“ So fuhr die edle Dulderin von dannen, ihr verwundetes Kind in den Armen, das noch in späteren Jahren die Narbe behielt; und sie that ein Gelübde, wenn Gott diesem ihrem Sohne aufhelfe, so wolle sie ihn Gott opfern und er müsse geistlich werden *)[1].

In jungen Jahren Wittwe von 2 geliebten Männern, begab sie sich nach Lüttich, wo ihr Bruder Georg von Östreich Bischof war und starb dort nach 12 Jahren; ihr Sohn trat, wie sie gelobt hatte, in den geistlichen Stand.

Die Mittagssonne des Osterfestes (des 16. April) beleuchtete die Vollendung des blutigen Drama’s **)[2]. Jäcklein und seine nächste Umgebung führten die grause Scene für sich auf; der Hauptmann Mezler (s. oben) war nicht dabei, wohl aber Remy von Zimmern (s. oben); nur eine kleinere Zahl der Bauern hatte Theil daran. Neun Zehntheile des Bauernheeres erfuhren erst, als Alles längst vorüber war, etwas von der Blutrache, welche Jäcklein und Andere mit ihm an den Rittern genommen hatten ***)[3].

Die Hauptleute und Räthe hielten hierauf am Ostermontage eine Sitzung. Was darin verhandelt, wie Jäckleins That von Allen aufgenommen wurde, darüber ist Nichts überliefert. Nur Eines ist Thatsache: von diesem Augenblicke an wird Florian Geyers Name nicht mehr im Bauernrathe genannt und er trennt sich mit seiner schwarzen Schaar von dem Hellen Haufen.

Das war die eine und wohl die schlimmste Frucht, die aus der Blutsaat Jäckleins aufging. Denn mit Florian verlor der Helle Haufen seine militärische Intelligenz, mit seiner schwarzen Schaar seine besten Kriegsleute.

Auch darüber beriethen sich die Hauptleute und Räthe in dieser Sitzung: ob sie Götz von Berlichingen zu einem obersten Hauptmann annehmen wollten? „weil – nach der Urgicht des Dion. Schmid – Götz mit ihnen zu Schönthal geredet: „er vermöge die Edelleute zu ihnen zu bringen.“ Es scheint, daß die Mißbilligung gegen Jäckleins Blutthat die Oberhand behielt und daß sie eilen wollten, zwischen ihrer Sache und der des Adels einen Anknüpfungspunkt zu suchen. Merkwürdig ist, daß auch Jäcklein sich gleich darauf von den Odenwäldern trennt und nach einer entgegengesetzten Seite sich wendet.

Der churpfälzische Marschall von Habern, welcher dem Grafen von Helfenstein auf dessen schriftliches Ersuchen von Mosbach her mit 20 Reitern zu Hülfe zog, kam


  1. *) Gabelkofer Handschr. Kerler 134.
  2. **) Die Nachricht hievon kam noch am nämlichen Nachmittag (16. Apr.) nach Bottwar und wurde eod. 16. Apr. vom dort. Untervogt nach Stuttgart berichtet.
  3. ***) Urgicht des Peter Danheim von Burgau. „Als man den von Weiler vom Kirchthurm herabgeworfen, sei er dabei gewesen; beim Spießjagen sei er nicht gewesen; kaum der zehnte Mann habe darum gewußt.“ Ulmer Act. in Schmids Sammlg.
    Hauptquelle für das oben Erzählte ist das Zeugenverhör, das aus Auftrag der östreichischen Regierung Eberhard von Karpfen und Johann Kingpach mit den wenigen dem Tod entronnenen Knechten und einigen anderen für unbefangen erklärten Zeugen, zusammen mit 21 Personen, nach abgelegten Zeugeneiden über den ganzen Vorgang vornahmen. Diese Untersuchungsakten befinden sich im Stuttgarter Staatsarchiv, dabei ein trefflicher, aus denselben gearbeiteter Aufsatz von Reg.Rath Günzler in Msc. Vergl. Just. Kerner, die Zerstörung Weinsbergs, aus handschriftlichen Überlieferungen.