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Stelle seines erst 10jährigen Sohnes Heinrich – später der Löwe genannt – sein Bruder, Welf VI., die Interessen des welfischen Hauses und suchte Erbansprüche auf Baiern durchzusetzen. Am Schlusse des Jahrs 1140 zog K. Conrad III. vor Weinsberg, welche Veste wahrscheinlich Welf als allodiales Erbstück seiner Gattin Uta, Tochter des Pfalzgrafen Gottfried von Calw (und den Freiherrn Burkard von Weinsberg, s. oben a) und b) als seinen Vasallen) ansah, während Conrad III. Lehensansprüche des Reiches, welchem sie mit dem Tode des Pfalzgrafen heimgefallen seie, verfocht. v. Stälin II, 70.

Conrad wurde unterstützt von dem Erzbischof Adalbert II. von Mainz, dem Cardinalbischof Dietwin, den Bischöfen von Speyer, von Würzburg und von Worms, dem Herzog Friedrich II. von Schwaben, dem Markgrafen von Baden, Hermann III., dem Grafen Adelbert (von Calw?), dem Burggrafen Gottfried von Nürnberg.

Die Belagerung dauerte von Martini an (die erste Urkunde aus dem Lager vor Weinsberg für Kl. Einsiedel datirt vom 15. Nov. 1140) bis zum Thomastage, 21. Dez., wo Herzog Welf VI., welcher die Veste zu entsetzen kam, in einem bei Ellhofen gelieferten Treffen trotz seiner Übermacht geschlagen wurde und kaum noch sich selbst durch die Flucht rettete, während seine Mannschaft zersprengt wurde oder in Gefangenschaft gerieth. Daß Welf selbst in die Stadt aufgenommen wurde, wie in a), b) und c) erzählt wird, widerspricht wenigstens der Kaiserchronik nicht, welche nur allgemein sagt: Welf vil kume intran (entrann kaum, nemlich aus der Schlacht). Dagegen ist (vgl. Ravensburg v. Guttermann S. 51. Anm.) urkundlich erwiesen, daß weder Welf selbst, noch seine Gemahlin damals im belagerten Weinsberg, somit an der Spitze der Ausziehenden waren, wohin sie der Poët Nichthonius und der dichterische Pinsel Alex. Bruckmann’s versetzen möchte, obgleich der größere Theil der Besatzung wirklich aus Dienstleuten der Umgebung von Ravensburg bestand.

Weinsberg konnte sich nun nicht mehr lange halten, sondern ergab sich. Und hier nun soll „die Weibertreue fürgeloffen sein.

Die, weil sie die einzige, gleichzeitige Quelle dieser Geschichte ist, von der Kritik angezweifelte lateinische Chronik der Benediktiner-Mönche von Sanct Pantaleon, eines Cölner Klosters, schließend mit dem J. 1162, erzählt die Sache auf folgende schlichte Weise:

„Im J. des Herrn 1140 belagerte der König (Conrad III. der Hohenstaufe) die Stadt des Herzogs Welf von Baiern, Winesberg genannt, und bekam sie vermöge Übereinkunft in seine Hand. Den Matronen und Frauen, die er dort fand, ertheilte er aus königlicher Milde die Erlaubniß, daß sie sollten forttragen dürfen, was Jede auf den Schultern zu tragen vermöchte. Sie aber dachten mehr an die Treue, die sie ihren Männern schuldig waren, als an die Rettung ihrer übrigen Habe, ließen allen Hausrath dahinten und stiegen herab, ihre Männer auf den Schultern tragend. Als nun der Herzog Friedrich (der Bruder des Königes, welcher nach obgedachter Urkunde vom 15. Nov. 1140 erweislich in dessen Lager war) Einsprache that und Solches nicht geschehen lassen wollte, da sprach der König zu Gunsten des Weibertruges: „an einem Königsworte zieme sich nicht zu rütteln (Regium verbum non decere immutari).

Wenn Raumer in seiner Geschichte der Hohenstauffen für die Weiber von Weinsberg in die Schranken tritt, ihren Ruhm für einen wohlbegründeten, und das für unerheblich erklärt, was spätere übertriebene Zweifelsucht drehend und deutelnd