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Soldaten gegen sich erregte. Aber von einer Stadt, zumal „einer großen und volkreichen,“ die er hier erbaut hätte, findet sich in sämmtlichen geschichtlichen Quellen über diese und die spätere Periode keine Spur.

Möglicher wäre, – obwohl sich auch hierüber Nichts finden läßt, – daß er vor 282 auf dem Burgberge Eines jener von ihm in der Neckargegend angelegten Castelle erbaut hätte, als Communicationsmittel zwischen der römischen Warte auf dem Wartberg am Neckar und zwischen den römischen Castellen im Kocherthale und auf der Mainhardter Höhe und im Hohenlohischen – Öhringen. Bestätiget könnte diese Vermuthung dadurch werden, wenn die nach Jäger (die Burg Weinsberg S. 12.) bei Räumung des Schutts gefundenen Alterthümer, namentlich Urnen und andere Geschirre, wirkliche römische Alterthümer wären (was aber bezweifelt wird); sowie dadurch, daß der, anno 1824 zu Restaurirung der Burgruine berufene Hofbaumeister von Thouret den großen runden Thurm und seine gewölbte Verließhalle mit einer 18 Fuß dicken Mauer, für ein römisches Werk erklärte; endlich durch die an der Mauer beim sog. Kirchthörlein befindliche, aber fast ausgewaschene, offenbar nicht christliche Figuren erhabener Arbeit. Apisköpfe?

Wenn der Name dieses Castells später nirgends mehr vorkommt, so läßt sich dieß vielleicht dadurch erklären, daß die die Römerherrschaft brechenden Alemannen in ihren Kämpfen mit den Römern auch diese Zwingfeste brachen, wie sie so manche bedeutendere Städte zerstörten. Das Neckarthal gehörte schon im J. 306 zum „Barbarenlande,“ wo die Alemannen von jetzt an unvertrieben hausten.

Noch haben wir der Sage (oder Vermuthung) zu erwähnen, daß derselbe Kaiser Probus auch den Weinbau in Weinsberg eingeführt habe. Gewiß ist, daß Probus in Gallien und Panonien Weinberge anlegen ließ und die ersten Reben an der Mosel pflanzte. Sein System war, die Eroberungen dadurch zu behaupten, daß er Wohnungen und Ländereien anlegte und die Barbaren civilisirte. Erbaute er nun wirklich ein Castell auf dem Burgberge, so mochte ihm dessen südliche Seite auch geeignet zum Anpflanzen der Rebe erscheinen und es hätte sich dadurch von selbst der Name Weinberg (Weinsberg) ergeben, dessen Ursprung wir sonst nirgends finden. Allein zwischen Rebenpflanzung und Weinbau ist noch ein großer Unterschied und in der ganzen folgenden Periode findet sich keine Spur davon, daß Weinbau in unserem Thale getrieben worden sei. Selbst das sonst so umfassende alemannische Gesetz berührt den Weinbau mit keiner Sylbe. Erst die Urkunden des 8. Jahrhunderts wissen von ausgebreitetem Weinbau am Bodensee und im unteren Neckarthal, namentlich von Heilbronner Ortschaften, aber noch nicht vom Weinsberger Thal. Möglich, daß die Alemannen mit der Zerstörung der römischen Zwingfeste, wenn eine solche hier stand, auch die jedenfalls unbedeutende Anpflanzung der verhaßten Unterdrücker zerstörten. Entscheidend ist übrigens auch die Wahrnehmung, daß auf den südwestgermanischen Inschriften sämmtliche bekannte römische Gottheiten und Untergottheiten vorkommen *)[1], niemals aber der Name des Bacchus genannt wird. Auch von einem dem Bacchus geweihten Tempel findet man unter den vielen Trümmern damaliger römischer Tempel keine Spur, und der Schluß, welchen ein Unbekannter im Morgenblatt von 1819 aus den Epheublättern und dem Weinlaub an den alten Säulen des Hauptportals der Kirche machen wollte, verbunden mit den Larven an


  1. *) v. Stälin I. S. 109.