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Verschiedene: Die zehnte Muse


Mein Fragen nur erweckte dich,
Mein Fragen nur erschreckte dich:
Wie das Plätschern, das Rauschen im stillen Quell,
Wirfst du hinunter ein Steinchen schnell –
Lass plätschern, lass rauschen, was kümmert’s dich?
Nur liebe mich!

Karl Beck.






Wanderleben.

Zu Liebchens nächtlichdunkelm Haus
Schick’ ich die letzten Grüsse;
Ich zieh’ auf frühe Wand’rung aus,
Sie schläft noch fest und süsse.

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Und wenn sie morgens spät erwacht,

Dann fragt sie wohl beklommen:
Einer verliess mich gestern Nacht,
Wird heut ein Andrer kommen?

Franz Dingelstedt.






Oft.
(Aus dem Singspiel »Rosamunde«)

Oft am Rande stiller Fluten
Sitz’ ich einsam und zähle,
Zähl’ an ihrem trägen Lauf,
Ach, die schleichenden Minuten

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Unsrer langen Trennung auf.


Dann geh ich hin und wanke
Durch Hain und Thal und Flur!
Mein einziger Gedanke
Bist du, Geliebter, nur.

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Bei jedem Lispeln

Aus dunklem Laube,
Bei jedem Flügelschlag
Der Turteltaube,
Wie lauscht mein Ohr,
Wie klopft mein Herz!
Und wenn ich Tage lang
Gelauscht, gesucht – wie bang
Ist dann mein Schmerz!

Chr. Martin Wieland
(1788–1818.)


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/74&oldid=- (Version vom 31.7.2018)