Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Sommernacht.
Blütenschwüle Sommernacht –
Mäuschensacht
Schleich ich durch den dunklen Garten?
Wird Herzliebchen mein schon warten?
Mäuschensacht
Schleich ich durch die Hecken weiter,
Ans Spalier setz ich die Leiter.
Wie der Mond am Himmel lacht!
Steig ich auf die schwanken Sprossen,
Höher, höher, unverdrossen.
Oben flüstert’s: Gieb nur Acht!
Mäuschensacht
Hell im Flieder lockt die Ammer.
Warum?
Warum, wenn mir’s am Tag gelang,
Vertraut mit dir zu kosen,
Träum’ ich oft ganze Nächte lang
Von nichts als wilden Rosen?
Wo ich am Tage gehe,
Wie kommt es, Mädel, das ich dann
Dich nachts im Traume sehe?
Eine gute Nacht.
Gute Nacht!
Liebchen, sieh’, mit goldner Pracht,
Rings umkränzt vom Heer der Sterne,
Blickt der Mond aus blauer Ferne
Gute Nacht und süsse Ruh’!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/62&oldid=- (Version vom 31.7.2018)