Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Wie du so wild mich hast geküsst,
Er eilte wohl mit Windesschnelle
Und schlüge tot dich auf der Stelle.
Doch wenn es meine Schwester wüsst’,
Auch ihr Herz würd’ in Sehnsucht schlagen
Und Glück und Sünde gern ertragen …
Dithyrambe.
Lass uns toll durch’s Leben jagen!
Nicht entbehren, nicht entsagen,
Nicht nur nippen
Mit den Lippen
Nein, lass uns wie durst’ge Zecher
Schlürfen rasch in ganzen Zügen
Aus der Wonne vollen Krügen!
Nur dem Heute, nie dem Morgen
Und der Wonnen,
Die verronnen,
Hold Gedächtnis soll uns lehren,
Dass für unser Lustbegehren
Immer neue Quellen fliessen!
Lass uns niemals bang erwägen,
Dass im Maass allein der Segen,
Nie durch denken
Sondern in bacchant’schen Freuden
Uns’re junge Kraft vergeuden,
Küssen, bis die Lippen bluten,
Untergehn in Liebesgluten!
Wollen uns’re Flammengleise
Wir durch’s Leben
Leuchtend weben,
Und der Tod mit seinen Schrecken
Lustvereint im letzten Kusse
Winken wir ihm selbst zum Grusse!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)