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Verschiedene: Die zehnte Muse

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Am Golf von Neapel, da hab’ ich gekannt

Ein Mädel – erst sechzehn Jahre! –
Die war so schön – so schön wie ihr Land,
Das Kind von Castellamare.
Ihr Vater im Bagno – sie selber so froh,

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So kindlich im Schwatzen und Bitten,

Wenn wir zum Monte San Angelo
Auf kleinen Eseln ritten – – – –
Vergessen war Zukunft, Amt und Beruf,
Wenn mich die Kleine neckte,

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Und in die Sterne der Vesuv

Die Hochzeitsfackel reckte …

Und jetzt. – Wenn manchmal um Mitternacht
Der Kopf mir sinkt auf die Bücher,
Da schleichen drei Mädels durch Thüren sacht,

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Gehüllt in wehende Tücher.

Drei Augenpaare, – die nie ich vergess’,
Die funkeln und schmeicheln und bitten – –
Die Schustertochter, die kleine Komtess
Und das Sträflingskind in der Mitten.

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Sie tanzen und singen und lachen dabei

Und locken mich doch vergebens –
Und Krönchen tragen sie alle drei …
Die Kronen meines Lebens!

Rudolf Presber.





Immer heiter.

Von dem Wagen in die Loge,
Aus der Loge auf den Ball –
Wo nur immer ein Vergnügen,
Findet ihr sie überall.

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Immer fröhlich, immer heiter,

Vom Genusse zum Genuss,
Ganz nur Lächeln, nichts als Lächeln
Von dem Scheitel bis zum Fuss.

Und kein Schatten in der Miene,

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Um den Mund verrät kein Zug,

Dass sie eben eines Menschen
Ganzes Glück zu Boden schlug.

H. v. Gilm.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)