Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Auf Plätzen und Dämmen, in Sonne und Luft
Ist keiner, der straflos ihn pufft und knufft
Und Haare zerzaust und Ohren!
So kommt er kühn um die Ecke geschwenkt,
Die Hände im Schurzfell vergraben.
Stolz blickt er, klappernd im Holzpantin,
Als wollt er fragen: »was kostet Berlin?
Er steckt in den Mund sich hochentzückt –
»Auflese« ist es, vom Pflaster gepflückt –
Einen breiten Cigarrenstummel.
Der kohlt – doch das thut nichts, giebt es nur Rauch,
Und Qualmen verschönt erst den Bummel!
Und treffen zwei Buben sich – welch eine Lust!
Da wird manch Geheimnis aus tiefster Brust
Enthüllt mit wichtigen Geberden.
Um selbst mal zu hau’n, sind sie sicher dabei,
Statt vom Meister gehau’n zu werden.
Und geht es zwei Tage mal ohne Geklopf,
Und ohne Ermahnung auf Buckel und Kopf,
Dann denkt der Junge und wundert sich:
Was hat nur der Meister gegen dich?
Seit gestern keine Hiebe!
Wenn ich bidden derfte.
Weil seine Dochter sich neilich verlobt,
Had klug d’r Bauer Heintze gegloobt:
Du Scheenste, damit sei Gind ze erfrei’n
Das derfte un gennte sei Bildnis blos sein;
Zun Fotografieren nach Crimmitschau hin.
Verlegen, wie’s eemal nu is seine Art,
Fragd er druf den Ginstler un kratzd sich den Bart:
»Verzeih’n Se de heflichste Anfrage mir,
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/357&oldid=- (Version vom 31.7.2018)