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Verschiedene: Die zehnte Muse

Auf Plätzen und Dämmen, in Sonne und Luft
Ist keiner, der straflos ihn pufft und knufft
Und Haare zerzaust und Ohren!

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Ein Stiefelpaar über die Schulter gehängt,

So kommt er kühn um die Ecke geschwenkt,
Die Hände im Schurzfell vergraben.
Stolz blickt er, klappernd im Holzpantin,
Als wollt er fragen: »was kostet Berlin?

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Und schenkt ihr’s, ich wollt es nicht haben!«


Er steckt in den Mund sich hochentzückt –
»Auflese« ist es, vom Pflaster gepflückt –
Einen breiten Cigarrenstummel.
Der kohlt – doch das thut nichts, giebt es nur Rauch,

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Ein Schusterjunge »kohlt« ja doch auch –

Und Qualmen verschönt erst den Bummel!

Und treffen zwei Buben sich – welch eine Lust!
Da wird manch Geheimnis aus tiefster Brust
Enthüllt mit wichtigen Geberden.

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Doch giebt es wo eine Rauferei, –

Um selbst mal zu hau’n, sind sie sicher dabei,
Statt vom Meister gehau’n zu werden.

Und geht es zwei Tage mal ohne Geklopf,
Und ohne Ermahnung auf Buckel und Kopf,

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So ängstigt ihn diese Liebe.

Dann denkt der Junge und wundert sich:
Was hat nur der Meister gegen dich?
Seit gestern keine Hiebe!


Richard Zoozmann.




Wenn ich bidden derfte.

Weil seine Dochter sich neilich verlobt,
Had klug d’r Bauer Heintze gegloobt:
Du Scheenste, damit sei Gind ze erfrei’n
Das derfte un gennte sei Bildnis blos sein;

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Drum fährt er denn ooch mit vergniejlichen Sinn

Zun Fotografieren nach Crimmitschau hin.
Verlegen, wie’s eemal nu is seine Art,
Fragd er druf den Ginstler un kratzd sich den Bart:
»Verzeih’n Se de heflichste Anfrage mir,

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Gann fotografiert ich werden wohl hier?«
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/357&oldid=- (Version vom 31.7.2018)