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Verschiedene: Die zehnte Muse

Begrabt mich lebend, schliesst mich ein,
So ıst doch eine Zelle mein!
So will ich grübeln in enger Haft,

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Wozu Gott Meinesgleichen schafft?


In Bibel und Gesangbuch still
Sonntags ich buchstabieren will
Und warten, ob mirs wiederfährt,
Dass Einer kommt, der mich bekehrt!


Theodor Vulpinus.




Die böse Grethe.

Der Vater tot, die Mutter tot –
Wer hilft mir in der Not?
Nicht eine Seele kennt mich noch –
Und leben muss ich doch!

5
Mein gold’nes Kreuzchen hier –

Wer giebt mir ’was dafür?

»Arbeite!« der Herr Pfarrer spricht;
Doch Arbeit giebt es nicht.
Ich bin gegangen Tag um Tag:

10
Ist keiner, der mich mag?

Die fleissigen Hände hier –
Wer giebt mir ’was dafür?

Ich hab’ die ganze letzte Nacht
Gebetet und gewacht.

15
Heut über Tag war’s bitter kalt …

Ich wollt’, ich stürbe bald.
Denn so … wem liegt an mir?
Wer giebt mir ’was dafür?

Nun sitz ich da so still und stumm –

20
Mir geht im Kopf ’was um.

Das Restchen Kerze flackert sehr –
Ich hab’ kein and’res mehr …
Thu ich’s, so thu ich’s mir –
Wer giebt mir ’was dafür?

25
Da kommt der Hans, der liebe Hans, –

Er holt mich ab zum Tanz.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/284&oldid=- (Version vom 31.7.2018)