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Verschiedene: Die zehnte Muse

Viel Jugend sah er dort sich drängen
Es wiegten sich nach frohen Klängen

15
Die niedlichen Berliner Pflanzen . . .

Herrjeh! Die Mädel können tanzen!
Ja, die verstehn’s und sind dabei!
Meist tanzen sie zu zwei und zwei,
Erst wenige mit ihrem Schatz . . .

20
Der Maler sucht sich einen Platz

So recht weit hinten in der Eck’,
Und dann schaut er aus dem Versteck
All dem Getriebe und Getu’
Mit teilnahmsvollem Auge zu.

25
„Und welche von den Mägdelein“

Denkt er, „soll nun die Meine sein?
Die Blonde mit der blauen Bluse?
Nicht schlank genug für meine Muse! . . .
Die Schwarze mit der roten Taille?

30
Zwar schlank – doch gar zu sehr Kanaille! . . .

Vielleicht die Kleine dort in weiss?
Die ist zu wild, sie tanzt so heiss! . . .
Da drüben die Brünette? Nein, –
Zu schön! Das könnt’ gefährlich sein! . . .“

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Und also prüfend, wägend, wählend,

Mit Fragen sich und Zweifeln quälend,
Sitzt er gar lange in Gedanken . . .
Bis von den Runden und den Schlanken,
Die er so prüfend wägt und misst,

40
Nicht eine mehr zu haben ist,

Weil so von Schlanken wie von Runden
Nun jede einen Schatz gefunden,
So dass allein und trist zum Schluss
Der Maler heimwärts wandern muss.
 *      *

45
Nun glaub’ ich fast, dass ihr nicht wisst,

Warum dies eine Fabel ist.
Jedoch, Herr Leser, nimm mal an,
Du selber seist der Malersmann,
Und setze für das Tanzlokal

50
Dies ganze irdische Jammertal . . .

Dann denke nach und schweige still,
Dann weisst du, was ich sagen will;
Dann weisst du, wie viel Schönes schon
In deinem Leben dir entfloh’n,

55
Weil du zu lange überlegt hast,
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Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/259&oldid=- (Version vom 31.7.2018)