Verschiedene: Die zehnte Muse | |
|
Sie frug an allen Toren,
Er blieb für sie verloren,
Und einsam zog sie fort.
Und als der Vogel entflogen,
Da fing der Büttel sie.
Und fanden sich doch nie.
Neid.
Still hockt vor seiner Schwelle
Ein müder Bauersmann,
Ein wandernder Geselle
Blickt ihn neidisch an.
Er denkt es wehmutvoll,
„Noch winkt mir keine Stätte,
Wo ich heut rasten soll."
Der Bauer in seinem Grolle
Ich quäl’ mich an der Scholle,
Der Lump besitzt die Welt!"
Zigeunerliebe.
Sag’ wo ist der Durst, der Hunger,
Kälte, Wind und alle Nöte,
Küss’ ich deine runden Brüste,
Glutentbrannt, in Flammenröte?
Deine runden, süssen Brüste,
Deine Lippen, Hals und Glieder, –
Und ich bin ganz lebenstrunken,
Und mein Blut jauchzt Schelmenlieder.
Sieh, in deines Leibes Schönheit
Zieh ich ein als stolzer Krieger –
Hier mein Reich, hier meine Stärke!
Königin, empfang den Sieger!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/227&oldid=- (Version vom 12.5.2018)