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Verschiedene: Die zehnte Muse


In Thränen schwimmen die Gesichter,
Ein toller Beifallssturm erschallt,
Man ruft berauscht den kühnen Dichter – –
»Komm, Mann! sonst wird die Suppe kalt!«

Edwin Bormann.







Noch einmal!
(Lied einer Modegrösse.)

Einst rauschten wilde Frühlingswetter
Durch dieses Herz voll[WS 1] Ungestüm –
Heut[WS 2] schreib’ ich für Familienblätter
Histörchen auf von »ihr« und »ihm«.

5
Einst träumt’ ich kühn von heissen Siegen

Von Leidenschaft, die fehlt und irrt, –
Heut[WS 3] sorg’ ich nur, dass »sie sich kriegen«
Und die Moral gerettet wird.

Einst Gast im Garten, drin die Schlange,

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Grell den Erkenntnisbaum umschlingt,

Spazier’ ich nun im Thal schon lange,
Wo noch der Storch die Kinder bringt.
Ich schwärme brav mit Fritz und Kätchen;
Dass Liebe sündigt – ahn’ ich kaum

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Und leg’ dem bleichsuchtblassen Mädchen

Sein Büchlein unter’n Weihnachtsbaum.

Einst stürmt’ ich keuchend mit Titanen
Der Götter Burg in Sturm und Not,
Heut roll’ ich hin auf glatten Bahnen

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Und bin ein guter Patriot.

Mein Hirn wirft eine hübsche Rente,
Ich lobe Staat und Unterricht;
Und dass man wo was bessern könnte
An dieser Welt – ich ahn’ es nicht.

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Nennst du mich, strahlen die Gesichter;

Ich werd’ gekauft, gelobt, besucht;
Ich bin ein »erster deutscher Dichter«,
Als solcher am Parnass gebucht . . .
Nur – wenn mich Siebzehnjähr’ge preisen

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Und alte Weiber jubeln laut,

Ist mir’s, ich müsst’ zusammenschmeissen,
Was ich in dreissig Jahr’n gebaut;


  1. Vorlage: voli
  2. Vorlage: Hent
  3. Vorlage: Hent
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Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/196&oldid=- (Version vom 17.7.2018)