Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Herr Versler braucht geraume Zeit,
Sich gründlich zu beschau’n.
Und streicht die Augenbrau’n. –
Frau Wanda Gans von Schnattersheim,
Die macht es auch nicht schnell,
Drückt das Gebiss fest, reckt sich stolz
Der Herr Assessor Biegdichrecht,
Der hat von weissem Rips
Seit Jahren einen einzigen
Salongerechten Shlips.
Und bindet sich, nicht dumm,
Vor mir mit vieler Präzision
Erst stets den weissen um. –
Comtesse Julie von Passé,
Macht sich geschwind mit einem Stift
Vor mir die Lippen rot.
Und Fräulein Aenni Wendehals,
Kokett und kalt wie Eis,
Rasch noch die Zähne weiss. –
Der grosse Tenorist Hochzeh,
Der eben jetzt en vogue
Und der die ganze Damenwelt
Der bringt chines’sche Tusche mit
Und malt mit sichrer Hand
Ganz unbemerkt um jedes Aug’
Sich einen dunkeln Rand.
Und riesig selbstbewusst,
Der zupft und zerrt ins beste Licht
Die Orden auf der Brust. –
So sehe ich von meiner Wand
Und wenn jour fix gewesen ist,
Ist mir mein Glas ganz trüb;
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/173&oldid=- (Version vom 31.7.2018)