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Verschiedene: Die zehnte Muse

Sie fleht ihn um Vergebung an
Und sagt in schüchternem Erröten:
»Ich hab’ es wirklich nur gethan,
Weil er mich gar so sehr gebeten«



     Die Aufrichtige.

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Verabschiedet hat sie die Gäste,

Zu Ende ist glücklich ihr Jour,
Und übrig bleibt von dem Feste
Ein einziger Leutnant nur.

Es glühen erregt seine Wangen.

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Er lässt sich vor ihr aufs[WS 1] Knie,

Er will sie in Liebe umfangen,
Doch sie – sie schellt um Marie.

Marie ist eilig zur Stelle;
Sie nimmt sie bei Seite und spricht:

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»Wenn später ich wiederum schelle,

Dann kommen sie freundlichst – nicht!«



     Die Unberechenbare.

Sie sah in ihren jungen Tagen
Zwei Werber für den Ehestand;
Sie hat den Reichen ausgeschlagen

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Und gab dem Armen ihre Hand.


Sie hielt den heil’gen Schwur der Treue
Im ersten Jahre fest im Sinn,
Im zweiten – ebenso, aufs neue,
Im dritten – auch und weiterhin.

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Sie blieb – ich bin kein Uebertreiber –

Sich gleich, bis sie gestorben war; –
Man sieht nur, das Geschlecht der Weiber
Ist eben unberechenbar.



     Die Abergläubische.

Sie litt an starkem Aberglauben;

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Man mühte sich, ihn ihr zu rauben,

Und mehr als eine riet der Schönen,
Sie möge sich ihn abgewöhnen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: anfs
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Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/171&oldid=- (Version vom 24.12.2022)