Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/164

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse


Die Schlange.

Wie sie behäbig im Fauteuil der Loge
Mit halbgeschlossnen Augenlidern liegt
Und ihr von Sättigung vergnügtes Lächeln
Durchs Antlitz fliegt!

5
Die Schlange ist es auf der Fächerpalme,

Die lange um ein Opfer ausgeschaut
Und eben einen Menschen hat verschlungen
Und nun verdaut!

Herm. v. Gilm.





Börsen-Romantik.

     Mein Liebster ist ein Börsenmann
Und nennt sich Isidor;
Wenn er es irgend machen kann,
So kommt er bei uns vor.

5
     Er liebt mich sehr, doch das Geschäft

Versäumt er nie dabei.
Ganz sicher an der Börse trefft
Ihr ihn von eins bis zwei.

     Dort mit Effekten handelt er

10
Und handelt schlau und kühn.

Nie hat gefallen mir so sehr
Ein Jüngling in Berlin.

     Sein Name ist, so viel ich weiss,
Ein Name guten Klangs.

15
Mein Liebster gilt im Freundeskreis

Als Jobber ersten Rangs.

     Schön ist mein Liebster, selten schön,
Die Nase fein gekrümmt.
Auch wenn die Kurse niedrig stehn,

20
Erscheint er nicht verstimmt.


     Nein, ob das Agio steigt, ob fällt,
Mich liebt er immer doch.
Noch hat er nicht das ganze Geld,
Allein er kriegt es noch.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/164&oldid=- (Version vom 31.7.2018)