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Verschiedene: Die zehnte Muse

Der braune Hirtenknab.

Es sitzt im weichen Waldesmoos
Ein junger brauner Hirte,
Der hat ein Mädchen auf dem Schoss,
Weiss wie die Blüt’ der Myrte.

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Sie trinkt mit ihm aus einem Krug

Die Milch von seinen Ziegen
Und küsst ihn drum nach jedem Zug
Mit Augen voll Vergnügen.

Ich gäbe alles, was ich hab,

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Armbänder, Ring und Schleier,

Wär’ ich der braune Hirtenknab’
Und hätt’ im Aug’ sein Feuer.

Herm. v. Gilm.





Eilig.

Herr Vetter und Frau Base,
Lebt wohl! Ich bin pressiert!
Es giebt so manche Strasse,
Drauf ich noch nicht marschiert;

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Die Welt hat viele Ecken,

Die Namen kenn’ ich nur,
Die Eisenbahn hat Strecken,
Die ich noch nie durchfuhr;
Es harren lust’ge Brüder,

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Dass ich die Schenke find’

Ich hab’ viel Schelmenlieder,
Die noch zu singen sind;
Noch giebt’s viel harte Schädel,
Die ich verkeilen müsst’,

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Auch blüht manch rosig Mädel,

Das ich noch nicht geküsst.
Drum macht nicht viele Worte!
Lebt wohl! Ich bin pressiert –
Am Rhein giebt’s manche Sorte,

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Die ich noch nicht probiert.

Mir winkt auf dieser Erden
Kein Rasten und kein Ruh’n …
Wie soll ich fertig werden?
Ich hab’ zu viel zu thun!

Heinr. Schäffer.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/129&oldid=- (Version vom 31.7.2018)